Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

Staatsanwalt: In 3 Monaten? 
Carbone: Nein, nicht in 3 Monaten. 
Staatsanwalt: Sie glaubten, daß Sie in 9 bis 12 ! 
Monaten nicht nur das gesamte Darlehens-Kapital, die 1 
gesamten Zinsen und Spesen und Ihren recht teuren Un 
terhalt bestritten hätten? 
Carbone: Ich war mir darüber klar, daß diese Wechsel 
ohne weiteres wieder prolongiert werden können. 
Staatsanwalt: Wie wissen Sie, daß die dritte, vierte 
oder fünfte Hand den Wechsel noch prolongieren wird? 
Carbone: In Wechselgeschäften werden so viele Sa 
chen gemacht; ich weiß positiv, daß sehr große Firmen, 
die auch Wechsel haben und sich für kurze Zeit einen Kre 
dit beschaffen wollen, die Wechsel zwar bezahlen, aber 
morgen doppelt so viel Wechsel ausgeben. Ich weiß nicht, 
was gekommen wäre. 
Staatsanwalt: Das kann ich Ihnen ■ verraten. Ein 
Zusammenbruch wäre gekommen, weil weder Sie noch die 
Sparkasse hätten bezahlen können. Sie sagten weiter, 
es waren lauter Finanzwechsel, die in Zürich nicht pla 
ziert werden konnten. Woraus schließen Sie denn das, 
daß das Finanzwechsel waren? Was sind Finanzwechsel? 
Carbone: Alle Wechsel, wo nicht als Unterlage des 
Geschäftes eine Rechnung oder Frachtbrief-Beilage dient, 
sind Finanzwechsel. 
Staatsanwalt: Ein Wechsel mit dem Akzept Walsers 
ist.ein Finanzwechsel? 
Carbone: Selbstverständlich! 
Staatsanwalt: Nehmen wir den Fall an, die. Liech 
tensteiner Bank trug damals auf ihrem Briefköpfe- die 
Bezeichnung „Korrespondent der Schweiz. Nationalbank". 
Ist Ihnen vielleicht auch etwas von den Lombardgeschäf 
ten der Schweiz. Nationalbank bekannt? 
Carbone: Erstens habe ich das nicht gelesen; ich weiß 
nicht, ob das darauf stand; ich glaube, daß das nicht der 
Fall war; und zweitens hätte es mich, wenn es auch dar 
auf gestanden wäre, nicht weiter stören können. Die 
Sparkasse hatte die Wechsel in der Hand mit dem Ak 
zept Walser. 
Staatsanwalt: Glauben Sie, daß die Sparkasse nicht 
bedeutend leichter getan hätte, direkt diese Geschäfte zu 
machen als durch die Vermittlung ganz landfremder Leute, 
durch die Vermittlung eines Carbone, von dem man nur 
wußte, daß er außerordentlich viel Geld vertat, ohne zu 
wissen, woher er es hatte. 
Carbone: Ich habe mich sehr gefreut und war glück 
lich darüber, daß man gerade zu mir gekommen ist. 
Staatsanwalt: Das glaube ich Ihnen gerne, denn eine 
derartige arbeitslose Existenz würde auch mich freuen. 
Carbone: Herr Staatsanwalt, ich wünsche Ihnen ge 
wiß nichts Schlechtes, aber ich wünschte nicht, daß Sie das 
mitmachen müssen, das ich durch 1)4 Jahre durchgemacht 
habe. 
Staatsanwalt: Jedenfalls ist es Ihnen persönlich nicht 
lehr schlecht gegangen. (Staatsanwalt liest aus dem Be 
richte des Untersuchungsrichters). 
Staatsanwalt: Sie sagten. Sie sind mit Bollert's 
Wechseln nach London gefahren; sie waren nicht ausge- 
liillt, sondern nur giriert. Es ist mir aufgefalle«, daß hier 
in den Akten steht, die von Bollert zurückgekommenen 
Wechsel liegen bereits ausgefüllt auf. Es handelt sich um 
den Betrüg von 2 Millionen Mark. Nun dachten Sie sich, 
Sie können einen noch nicht ausgefüllten Wechsel in Lon- 
I don irgendwo platzieren; wie stellten Sie sich das vor? . 
! Carbone: Es ist doch selbstverständlich, daß der Wech 
sel vorher ausgestellt wird, bevor ich zur Bank gehe. 
Staatsanwalt: Wie hätten Sie ihn ausgestellt? 
Carbone: Das wäre ganz darauf angekommen, von 
welcher Stelle man prinzipiell eine Zusage erhalten hätte. 
Staatsanwalt: Ich meine, in welcher Art? 
Carbone: Wenn ich zu einer englischen Bank gehe, 
gehe ich zu dem Direktor und sage ihm, ich habe aus ver- 
sck^edenen Transaktionen Wechsel der Liechtensteinischen 
Staatsbank. Wenn man mich nun fragt, in welcher Höhe, 
antworte ich: kleinere und größere, und. frage, würden 
Sie .prinzipiell auf das Geschäft eingehen und den Dis 
kont vornehmen. Der Direktor' wird sich seine Notizen 
machen und wenn er prinzipiell darauf eingeht, so wird 
er sagen, ja ich hätte Interesse dafür, einen kleinen Be 
trag herein zu lassen. Dementsprechend wie die Verhand 
lungen ablaufen, würde ich die Wechsel ausstellen, und 
Beck die Mitteilung machen, so stehe die Angelegenheit. 
Staatsanwalt: Ich glaube, daß in diesem Falle der 
Bankdirektor prinzipiell ablehnen würde, denn die Sache 
läßt sich doch nicht so leicht machen, wenn Sie mit solchen 
Paketen verschiedener Art und Größe daher kommen, an 
statt mit einer festen Vorlage. Die Wechselpakete wer 
den in der Regel nicht so abgegeben und nach der Größe 
differenziert, wie etwa Kochtöpfe. Bei welchen Banken 
haben Sie sich denn erkundigt? 
Carbone: Es waren verschiedene Banken; ich glaube 
eine Stelle war eine Schweizerbank-Filiale in London, 
so viel ich mich erinnere, der Schweiz. Creditanstalt. . ; - 
Staatsanwalt: Diese sicher nicht. Hatten Sie nicht, 
wie aus einem Verzeichnis hervorgeht — Beziehungen 
auch zu englischen und amerikanischen Banken, z. B. zu 
der Southern Westend? 
. Carbone: Daran kann ich mich nicht mehr so genau 
erinnern. 
Staatsanwalt: Es ist aus den Akten ersichtliche daß 
Sie außerordentlich große, ganz glänzende Beziehungen 
^ mit Bank-Konzernen hatten. . 
Carbone: Ich hatte bei meinem Aufenthalt in Eng 
land noch andere Transaktionen vor, die nicht mit Liech 
tensteiner Wechseln etwas zu tun hatten und ich kann 
nicht alle meine Beziehungen verraten. 
Staatsanwalt: Würde ich auch nicht tun, sonst könn 
ten wir auf diese Geschäfte auch noch daraus kommen. 
Es wundert mich nur, daß Sie diese außerordentlichen 
hohen Reisespesen von Mark 46000.— ausschließlich nur 
der Liechtensteinischen Bank zur Last legen, ^vetzn. Sie 
auch noch in Privat-Angelegenheiten gefahren find. .. 
Carbone: Für meine Privat-Angelegenheiten habe ich 
mir Privatgeld verschafft, daß ich überhaupt wieder weg 
fahren konnte. 
Staatsanwalt: Sie sprachen von einer außerordent 
lichen Zwangsanlage, in der Sie die weiteren Diskontie 
rungen vornahmen. Welcher Art war diese Zwangsan 
lage? Ich möchte eine Erklärung von Ihnen, warum Sie 
aus einer Zwangsanlage heraus v Zachen wuß 
ten?
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.