Staatsanwalt: In 3 Monaten?
Carbone: Nein, nicht in 3 Monaten.
Staatsanwalt: Sie glaubten, daß Sie in 9 bis 12 !
Monaten nicht nur das gesamte Darlehens-Kapital, die 1
gesamten Zinsen und Spesen und Ihren recht teuren Un
terhalt bestritten hätten?
Carbone: Ich war mir darüber klar, daß diese Wechsel
ohne weiteres wieder prolongiert werden können.
Staatsanwalt: Wie wissen Sie, daß die dritte, vierte
oder fünfte Hand den Wechsel noch prolongieren wird?
Carbone: In Wechselgeschäften werden so viele Sa
chen gemacht; ich weiß positiv, daß sehr große Firmen,
die auch Wechsel haben und sich für kurze Zeit einen Kre
dit beschaffen wollen, die Wechsel zwar bezahlen, aber
morgen doppelt so viel Wechsel ausgeben. Ich weiß nicht,
was gekommen wäre.
Staatsanwalt: Das kann ich Ihnen ■ verraten. Ein
Zusammenbruch wäre gekommen, weil weder Sie noch die
Sparkasse hätten bezahlen können. Sie sagten weiter,
es waren lauter Finanzwechsel, die in Zürich nicht pla
ziert werden konnten. Woraus schließen Sie denn das,
daß das Finanzwechsel waren? Was sind Finanzwechsel?
Carbone: Alle Wechsel, wo nicht als Unterlage des
Geschäftes eine Rechnung oder Frachtbrief-Beilage dient,
sind Finanzwechsel.
Staatsanwalt: Ein Wechsel mit dem Akzept Walsers
ist.ein Finanzwechsel?
Carbone: Selbstverständlich!
Staatsanwalt: Nehmen wir den Fall an, die. Liech
tensteiner Bank trug damals auf ihrem Briefköpfe- die
Bezeichnung „Korrespondent der Schweiz. Nationalbank".
Ist Ihnen vielleicht auch etwas von den Lombardgeschäf
ten der Schweiz. Nationalbank bekannt?
Carbone: Erstens habe ich das nicht gelesen; ich weiß
nicht, ob das darauf stand; ich glaube, daß das nicht der
Fall war; und zweitens hätte es mich, wenn es auch dar
auf gestanden wäre, nicht weiter stören können. Die
Sparkasse hatte die Wechsel in der Hand mit dem Ak
zept Walser.
Staatsanwalt: Glauben Sie, daß die Sparkasse nicht
bedeutend leichter getan hätte, direkt diese Geschäfte zu
machen als durch die Vermittlung ganz landfremder Leute,
durch die Vermittlung eines Carbone, von dem man nur
wußte, daß er außerordentlich viel Geld vertat, ohne zu
wissen, woher er es hatte.
Carbone: Ich habe mich sehr gefreut und war glück
lich darüber, daß man gerade zu mir gekommen ist.
Staatsanwalt: Das glaube ich Ihnen gerne, denn eine
derartige arbeitslose Existenz würde auch mich freuen.
Carbone: Herr Staatsanwalt, ich wünsche Ihnen ge
wiß nichts Schlechtes, aber ich wünschte nicht, daß Sie das
mitmachen müssen, das ich durch 1)4 Jahre durchgemacht
habe.
Staatsanwalt: Jedenfalls ist es Ihnen persönlich nicht
lehr schlecht gegangen. (Staatsanwalt liest aus dem Be
richte des Untersuchungsrichters).
Staatsanwalt: Sie sagten. Sie sind mit Bollert's
Wechseln nach London gefahren; sie waren nicht ausge-
liillt, sondern nur giriert. Es ist mir aufgefalle«, daß hier
in den Akten steht, die von Bollert zurückgekommenen
Wechsel liegen bereits ausgefüllt auf. Es handelt sich um
den Betrüg von 2 Millionen Mark. Nun dachten Sie sich,
Sie können einen noch nicht ausgefüllten Wechsel in Lon-
I don irgendwo platzieren; wie stellten Sie sich das vor? .
! Carbone: Es ist doch selbstverständlich, daß der Wech
sel vorher ausgestellt wird, bevor ich zur Bank gehe.
Staatsanwalt: Wie hätten Sie ihn ausgestellt?
Carbone: Das wäre ganz darauf angekommen, von
welcher Stelle man prinzipiell eine Zusage erhalten hätte.
Staatsanwalt: Ich meine, in welcher Art?
Carbone: Wenn ich zu einer englischen Bank gehe,
gehe ich zu dem Direktor und sage ihm, ich habe aus ver-
sck^edenen Transaktionen Wechsel der Liechtensteinischen
Staatsbank. Wenn man mich nun fragt, in welcher Höhe,
antworte ich: kleinere und größere, und. frage, würden
Sie .prinzipiell auf das Geschäft eingehen und den Dis
kont vornehmen. Der Direktor' wird sich seine Notizen
machen und wenn er prinzipiell darauf eingeht, so wird
er sagen, ja ich hätte Interesse dafür, einen kleinen Be
trag herein zu lassen. Dementsprechend wie die Verhand
lungen ablaufen, würde ich die Wechsel ausstellen, und
Beck die Mitteilung machen, so stehe die Angelegenheit.
Staatsanwalt: Ich glaube, daß in diesem Falle der
Bankdirektor prinzipiell ablehnen würde, denn die Sache
läßt sich doch nicht so leicht machen, wenn Sie mit solchen
Paketen verschiedener Art und Größe daher kommen, an
statt mit einer festen Vorlage. Die Wechselpakete wer
den in der Regel nicht so abgegeben und nach der Größe
differenziert, wie etwa Kochtöpfe. Bei welchen Banken
haben Sie sich denn erkundigt?
Carbone: Es waren verschiedene Banken; ich glaube
eine Stelle war eine Schweizerbank-Filiale in London,
so viel ich mich erinnere, der Schweiz. Creditanstalt. . ; -
Staatsanwalt: Diese sicher nicht. Hatten Sie nicht,
wie aus einem Verzeichnis hervorgeht — Beziehungen
auch zu englischen und amerikanischen Banken, z. B. zu
der Southern Westend?
. Carbone: Daran kann ich mich nicht mehr so genau
erinnern.
Staatsanwalt: Es ist aus den Akten ersichtliche daß
Sie außerordentlich große, ganz glänzende Beziehungen
^ mit Bank-Konzernen hatten. .
Carbone: Ich hatte bei meinem Aufenthalt in Eng
land noch andere Transaktionen vor, die nicht mit Liech
tensteiner Wechseln etwas zu tun hatten und ich kann
nicht alle meine Beziehungen verraten.
Staatsanwalt: Würde ich auch nicht tun, sonst könn
ten wir auf diese Geschäfte auch noch daraus kommen.
Es wundert mich nur, daß Sie diese außerordentlichen
hohen Reisespesen von Mark 46000.— ausschließlich nur
der Liechtensteinischen Bank zur Last legen, ^vetzn. Sie
auch noch in Privat-Angelegenheiten gefahren find. ..
Carbone: Für meine Privat-Angelegenheiten habe ich
mir Privatgeld verschafft, daß ich überhaupt wieder weg
fahren konnte.
Staatsanwalt: Sie sprachen von einer außerordent
lichen Zwangsanlage, in der Sie die weiteren Diskontie
rungen vornahmen. Welcher Art war diese Zwangsan
lage? Ich möchte eine Erklärung von Ihnen, warum Sie
aus einer Zwangsanlage heraus v Zachen wuß
ten?