Volltext: EINTRACHT (2011) (Advent)

EINTRACHT ADVENT 2011 UNSERE BERGE Wann donnern die Plankner Türme zum Rhein hinunter - übermorgen oder erst in tausend Jahren? Vor allem der «Schräge Turm» der Felsengruppe sieht recht bedrohlich aus. Sein Schwerpunkt scheint weit ausserhalb seines Sockels zu sein. So ist in ihm ein steter starker Zug talwärts. Wäre sein Gestein nicht sehr homogen und kompakt, lägen seine Teile schon längst im Rheintal unten. Besteigung des Schrägen Turmes Der nun 80-jährige Schaaner Bürger und Schreinermeister Noldi From­ melt berichtete als damals 20-jähri­ ger Bursche über seine Besteigung des Schrägen Turmes. Sein Be­ schrieb in fesselnder und bildhafter Sprache ist in der Buchreihe «Berg­ heimat» des Liechtensteinischen Al­ penvereines im Jahre 1950 abge­ druckt. Für die Leserinnen und Le­ ser der EINTRACHT haben wir den Text gerne noch einmal - etwas ge­ kürzt - zu Papier gebracht. «Wenn die sinkende Sonne die letz­ ten Crüsse über die Berge schickt, der leichte Föhn die Distanzen ge­ ringer erscheinen lässt und sich die einzelnen Felsen dunkel und klar abzeichnen, dann zieht es meinen Blick hinauf zum imposanten Vor­ posten des Dreischwestern-Massivs, dem Schrägen Turm. Schon lange hegte ich den Gedan­ ken, diesen Felsblock zu besteigen. Die normale Anstiegsroute führt von Matona her, von Norden und ist ei­ gentlich eine sehr leichte Kletterei. Der Drang in mir, den Turm von ei­ ner neuen Route aus anzugehen, war gross. So finde ich mich Mitte November- was zwar nur bei einem äusserst schönen Herbst möglich ist - mit meinem Kameraden Erwin zu einer Tour auf den Schrägen Turm zusam­ men. Wir wählen den Weg über Alpila. Dieser Weg ist zwar mühsamer, 
aber wir gelangen dabei an den Süd-Westfuss des Turmes und ich hoffe im Stillen, dass dann auch mein Kamerad den Gedanken auf­ nehmen wird, von hier aus auf den Berg zu gelangen. Meine FHoffnung rechtfertigt sich, Er­ win fand sich zu diesem Unterneh­ men bereit und so steigen wir süd­ westlich von der eigentlichen Wand des Turmes ein. Anfangs gelangen wir durch eine Schlagwetterrüfe sehr rasch vorwärts, aber bald ver­ sperrt uns ein schweres Hindernis den Weg. Nordwärts ist eine Rinne, die von der Natur durch jahrelange Arbeit so glatt und sauber gebildet wurde, dass mancher Zementer die Arbeit neidisch betrachten würde. Hier besteht keine Möglichkeit durchzukommen. Aber in der Mitte des Tobels ist ein schmaler, seitwärts überhängender Riss mit gutem Ge­ stein und das ist für uns eine Mög­ lichkeit. Ich lege meinen Rucksack weg, der mir hier nur ein Hindernis wäre. Er­ win ordnet das Seil. Es dient weni­ ger der Sicherung als vielmehr dem 
späteren Rucksacktransport. Ich zwänge mich in den Riss, wobei ich lediglich durch Verspannen mit dem Körper Halt gewinnen kann. Nun schiebe ich mich zentimeter­ weise vorwärts, bis meine rechte Hand oberhalb des Risses einen Griff findet. Noch ein kräftiges Hochziehen und das erste Hinder­ nis ist überwunden. Erwin gibt mir die Rucksäcke am Seil nach und nun ist es an ihm, durch den Riss hochzukommen. Ich befinde mich in einer günstigen Si­ cherungsposition, um nötigenfalls meinem Seilkameraden behilflich zu sein, was jedoch nicht notwendig ist, da er ohne jegliche Hilfe nach­ steigt. Da wir nun wieder Geröllhalden und loses Gestein passieren und we­ gen Steinschlag ganz aufgeschlos­ sen steigen müssen, nehmen wir von einer gegenseitigen Seilsiche­ rung Abstand. Auf diese Weise kom­ men wir eine Zeit lang ziemlich rasch voran. Da der Fels immer stei­ ler wird, dazu brüchige Beschaffen­ heit aufweist, wäre es unverantwort- 6
	        

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