Volltext: EINTRACHT (2011) (Staatsfeiertag)

EINTRACHT STAATSFEIERTAG 2011 LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER! Manchmal verharren unsere Ge­ danken und Gefühle noch an inne­ ren Bildern, an erlebten Momenten, die aber das Rad der Zeit schon als Geschichte hinter sich gelassen hat. Als wir vor Ostern im Büro von Adulf Peter Goop die Eintracht für die Abonnenten in die Couverts steckten und postfertig machten, blieb der Stuhl, wo Adulf immer ge­ sessen hatte und er uns beim Ein­ packen half, leer. Adulf war kurz zuvor auf dem Friedhof Vaduz zu Grabe getragen worden. Doch allen am Tisch war zumute, als sässe Adulf mitten unter seinen Helfern, man glaubte seine Stimme zu vernehmen. Er hätte wieder viel Neues berichten können. Sein Dos­ sier mit den vorbereiteten Themen für die Eintracht lag noch dort auf dem Tisch. Adulfs Anwesenheit war immer freudebringend, von Herzlichkeit geprägt und von unerschütterli­ chem Glauben an eine gute Zu­ kunft gezeichnet. Die Gespräche zur Arbeit an der Eintracht verliefen mit grossem Wohlwollen, Wärme und vorwärtsstrebendem Mut. In diese Gedanken versunken schich­ teten wir die Couverts in die Post­ körbe. Die Trauerhülle um jedes Heft legte uns nahe, dass Adulf nicht mehr bei uns ist, seine Le­ benszeit war abgelaufen. Uns bleibt die Erinnerung an einen lieben Menschen, die wir aber noch stark und lebhaft in uns tragen. Beim Trauergang am 12. März die­ ses Jahres auf dem Friedhof Vaduz hat Robert Allgäuer, ein sehr nahe­ stehender Freund Adulfs, am offe­ nen Grabe Gedanken gesprochen, die sehr treffend und einfühlsam sind und welche wir hier gerne ab­ drucken: «Die Angehörigen von Adulf Peter Goop charakterisierten ihn in der To­ desanzeige wie folgt: <Ein stolzer Liechtensteiner ist nicht mehr. Die Sor­ ge und Liebe um seine Familie und sein Land mit seinen Traditionen präg­ ten sein Leben. Er wird uns allen feh­ len.) Diese Charakterisierung trifft das 
Wesentliche. Adulf Peter Goop ist ge­ storben, aber er lebt weiter in seinen Werken und in der Erinnerung der Menschen. Liechtenstein war seine Devise. Er zeigte Bürgerstolz. Man könnte ihn beinahe als Berufsliechten­ steiner bezeichnen. Er hat sich durch sein Tun um Liechtenstein verdient ge­ macht, wollte dafür aber nicht öffent­ lich geehrt werden. Persönlich war er zeitlebens bescheiden, auch im Wohl­ stand. Im Lebenslauf von Adulf Peter Goop spiegeln sich die Wandlungen unseres Landes in den vergangenen Jahrzehn­ ten. Er ist arm aufgewachsen, genüg­ sam und anspruchslos. Er selber be­ zeichnete seine Jugendzeit als <arm aber warm>. Um das Schulgeld im Ma- rianum bezahlen zu können, hat er im Steinbruch in Ruggell gearbeitet, er, der von sich selber in seinen autobio­ graphischen Aufzeichnungen sagt, dass er gesundheitlich stets zart und schwächlich, aber dennoch lebensfä­ hig war. Eine erstaunliche Vita! Adulf war ein überzeugter und mutiger Pa­ triot, der in Bregenz in seiner Lehrzeit bei einem Notar seine Anstellung ver­ lor, weil er den Hitlergruss verweigerte und der als Pfadfinder gegen den Na­ tionalsozialismus kämpfte. Adulf Peter Goop hatte viele Talente, sein Haupttalent war, dass er die ver­ schiedenen Talente optimal einzuset­ zen wusste. Bezüglich seiner Prinzi­ pien und Meinungen konnte er sehr streng sein. Widerspruch war ihm nicht immer willkommen. Adulf war ein vielseitiger Mensch, ein kompeten­ ter und erfolgreicher Rechtsberater, ein Freund von Kunst und Kultur, ein pas­ sionierter Sammler, ein Freund der Na­ tur, ein Liebhaber von Blumen, eines guten Weins und einer edlen Zigarre. Er pflegte die Kunst des Lebens, lernte aber auch die Kunst des Sterbens: ars vivendi und ars moriendi. Adulf war ein Mann des Wortes, des gesproche­ nen wie des geschriebenen Wortes. Ein guter Redner, ein guter Diskutant, ein guter Erzähler, ein guter Schriftstel­ ler (sein wichtigstes Buch war das Brauchtumsbuch) und auch ein guter Leser, der sich etwa in seinen Gogol vertiefte, ein Bücherfreund in mehrfa­cher 
Hinsicht. Sein Stil war in Wort und Schrift blumig und begeisternd. Er liebte Zitate und Sentenzen grosser Denker und Dichter und formulierte auch selber Sinnsprüche. Adulf Peter Goop war der Gründer der Liechtensteinischen Trachtenvereini­ gung. Er war auch Initiant und Redak­ tor der Zeitschrift für Heimat und Brauchtum mit dem schönen Titel EIN­ TRACHT, der einerseits auf die Tracht hinweist und gleichzeitig an die Ein­ tracht der Menschen appelliert. Insge­ samt sind seit 1992 55 Hefte erschie­ nen, das ist eine grossartige Leistung, die nur mit stetem Enthusiasmus und einem grossen Durchhaltevermögen erbracht werden konnte. In diesem eindrücklichen Kompendium finden sich landeskundliche Themen und Bil­ der, die man nur hier finden kann. A.P.G. fungierte nicht nur als Redaktor und Leitartikler, sondern auch als Foto­ graf und Grafiker. Der vorausschauen­ de Redaktor hatte bereits zwei weitere Ausgaben der Zeitschrift konzipiert. Adulf war 
ein frommer Mann, ohne dass er sein Christentum auf einem Plakat vor sich her trug. Adulf Peter Goop wusste immer, woher er gekom­ men ist. Er tat viel Gutes für Benach­ teiligte, ohne darüber zu reden. Die Schenkung seiner Sammlungen an das Land war eine respektheischende, grossmütige und grosszügige Geste. Er war ein uneigennütziger Mäzen. An­ lässlich der Schenkung im Juni 2010 formulierte er: <lch habe dem Land Liechtenstein - meiner Heimat - so viel zu verdanken, ich möchte mit die­ ser Schenkung etwas zurückgeben.) Adulf betonte immer wieder die Be­ deutung der Dankbarkeit und pflegte selber diese Tugend. Lieber Adulf, Du bist gegegangen, ich rufe Dir nach, herzlichen Dank für alles oder wie du sagen würdest, Vergelts Gott für alles.» Für die Redaktion: Adolf Marxer «Als einer der Pioniere des Gesell­ schaftswesens hat er sich für den wirtschaftlichen Aufschwung Liech­ tensteins unermüdlich eingesetzt.» Dies sagte anschliessend Dr. Peter Marxer über seinen jahrzehntelan­ gen Freund und Partner Adulf. Die ganze Abschiedsrede von Dr. Peter Marxer folgt in der Eintracht-Ausga- be Nr. 58 im Advent 2011. A.K. 4
	        

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