Volltext: EINTRACHT (2001) (Ostern)

EINTRACHT OSTERN 
2001 BRAUCHTUM Ortsnecknamen Eine besondere Form der liechten- steinischen Nachbarsliebe sind die Ortsnecknamen, welche sich als Äusserungen des selbstsicheren Ge- meinschaftsgeistes gegen die übrige Welt, vor allem gegen Nachbarge- meinden, richten. Jede liechtensteinische Gemeinde hat einen solchen Ortsnecknamen, der meistens auch eine Bedeutung hat. Balzers: «Hafalääb» oder «Pföh- tschinka» «Hafalääb» ist eine Mehlspeise, die früher in Balzers sehr beliebt war. Der Ausdruck «Pföhtschinka» hängt wohl damit zusammen, dass Bal- zers die am südlichsten gelegene Gemeinde Liechtensteins 
ist. Triesen: «Tresner Gitzi» In Triesen gab es früher sehr viele Fabrikarbeiter, die zu Hause keine Kühe, sondern nur eine oder meh- rere Geissen hatten. Die Triesner werden nach einem Flurnamen oberhalb des Meierhofes auch «Nasshaka» 
genannt. Vaduz: «Knöpfli» Dieser Name steht im Zusammen- hang mit den sehr beliebten «Käs- knöpfli», einer Mehlspeise, die an- derwärts als «Spätzle» bekannt ist. Die Triesenberger nennen die Va- duzer auch 
«Guzler». Schaan: «Schaaner Kröpf» In Schaan soll es früher - wahr- scheinlich wegen des stark kalkhal- tigen Trinkwassers - sehr viele Leu- te mit grossen Kröpfen gegeben ha- ben. Obwohl dies heute nicht mehr der Fall ist, ist den Schaanern der Name 
geblieben. Triesenberg: «Berger-Hatschi»«Küh- dreck-Tatschi» Wahrscheinlich kommt dieser Aus- druck daher, dass die in den Bergen lebenden Menschen einen schwe- reren Gang als jene im Tale haben.«Kühdreck-Tatschi» 
ist wohl da- durch entstanden, dass in Triesen- berg die Bauern an den Hängen die Mistbrocken zerschlugen und damit die Wiesen 
düngten. Planken: «Plankner Föli» Hier ist wohl die Sage vom «Plank- ner Föli» (Füllen) Pate gestanden. Ein Plankner sah - nach der Sage - im Tal einen grossen Kürbis und glaubte auf Grund der Auskunft ei- nes Schaaners, es sei ein Rossei. Er wollte dasselbe auf dem Heimweg ausbrüten. Dabei entschlüpfte ein Häslein aus dem Busch, das der er- staunte Plankner Brüter für ein Fül- len hielt, worauf er ausrief: «Itscha, ha, ha, i bin Ätti.» Damit war das Plankner Föli 
geboren. Ruggell: «Lettaknetter» Die Rheinüberschwemmungen brach- ten viel Lehm (Letten) nach Ruggell, was den Bewohnern der Gemeinde diesen Necknamen eingebracht hat. Die Schellenberger nennen die Ruggeller wegen der vielen Frö- sche, die es dort in den Graben gab, auch «Ruggeller 
Quaki». Gamprin: «Buschmänner» Dies dürfte mit den vielen Büschen zusammenhängen, die in Gamprin wachsen. Hinter diese Büsche stell- ten die Gampriner früher ihre Häu- ser, um sie vor dem Wind und den Blicken der Neugierigen zu 
schützen. Schellenberg: «Schällaklenker» Dieser Übername dürfte wohl da- mit im Zusammenhang stehen, dass im Kloster jede Stunde geläutet wird und die Schellenberger keine Kirchenuhr 
haben.Mauren: 
«Murer Räba» Raben wurden früher in Mauren viel angepflanzt und viel 
gegessen. Eschen: «Eschnerkolpa» In Eschen gab es früher grosse Maisfelder, und der «Türken» (Mais) war auch dort die National- speise. Vom Türken- oder Maiskol- ben dürfte dieser Übername herrühren. Unterländer: «Tschügger» Bis zum Jahre 1887 war der Fürst von Liechtenstein Eigentümer der Alpe Sücka, die bis dahin verpach- tet, dann aber an die meistbietende seiner Gemeinden verkauft wurde. Triesenberg erwarb sie für 36320 fl. Der grosszügige Landesfürst schenk- te den Erlös der Gemeinde Schaan an den Bau einer neuen Kirche. Die Unterländer, die ja keine einzi- ge Alp in der liechtensteinischen Bergwelt ihr eigen nennen, interes- sierten sich ebenfalls sehr für Sücka. Doch den von den Triesen- bergern gebotenen Preis wollten oder konnten sie nicht aufbringen. Enttäuscht mussten sie wieder tal- wärts ziehen. Die Schadenfreude der Triesenberger und der anderen Oberländer ob der Abfuhr, die die Unterländer erlitten hatten, blieb nicht aus. Einer alten Überlieferung zufolge wurden die Unterländer von den Oberländern von diesem Zeitpunkt an die «Sücker» genannt, welcher Ausdruck sich mit der Zeit in «Tschügger» verwandelt hat. Ei- ner anderen, stärker verbreiteten Überlieferung zufolge hatten die Unterländer die Sücka gepachtet, was urkundlich nachgewiesen ist, und wenn sie mit ihrem Vieh von der Alp kamen, hiess es im Ober- land «d'Sücker» kommen. Eines steht fest, dass der Ausdruck «Tschügger» noch heute ein nicht selten verwendeter, neckischer Allge- meinbegriff für die Unterländer dar- stellt, die zwar die Sücka nicht beka- men, es aber verstanden haben, mit der Zeit anderwärts und andernorts doch noch im Oberland sesshaft zu werden. Im benachbarten Vorarlberg werden unter dem Begriff «Tschüg- ger» alle Liechtensteiner verstanden. Ein «Tschügger» A.P.G.
	        

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