Volltext: EINTRACHT (2000) (Ostern)

Hl EÜ3S EINTRACHT OSTERN 
2000 SAMMLER/INNEN Die Brieföffner des Dr. Kurt F. Büchel Flohmärkte und Antiquitätenläden haben ihre eigene Atmosphäre. Sie widerspiegeln die Kultur von ge- stern und locken Leute an, die einen ehrlichen Sinn für vergangene Zei- ten haben. Hätten wir diese nicht, es ginge vieles an wertvollem Kultur- gut der Nachwelt verloren. Für Dr. Büchel begann es in Wien. Dort am Trödlermarkt, wo alte Waren zuhauf liegen, entdeckte er eine besondere Nische einer Sammler- tätigkeit. Lesen und Schreiben sind wichtige Kulturtechniken des gebildeten Menschen. Im Hintergrund dieses Verständnisses legte er sein Augen- merk auf obligate Hilfsmittel, die Brieföffner. Sie sind das Instrument, mit dem verborgene Schätze ans Licht geholt werden. So begann die Sammlung mit einigen liebgewon- nenen Exemplaren. Als Patentan- walt ist Dr. Büchel oft auf Reisen. Die Entdeckung bei einem franzö- sischen Antiquitätenhändler und Kunstkenner, welcher in seinem re- nommierten Atelier den Brieföffnern beachtlichen Raum schenkte, Hesserst 
die Freude am Sammeln richtig aufflammen. Eine erst kürzlich er- worbene, grossartige Brieföffner- sammlung aus Amerika mitsamt Herkunftsbeschreibungen und Regi- strierung harrt noch einer Eingliede- rung in das vorhandene Arsenal. Cewiss, die Schreibkultur ist eine andere geworden. Fax, E-Mail und Computer nehmen der Mitteilung viel an persönlichem Charakter weg, und die Briefpost ist eher ab- nehmend. So wird auch der Brief- öffner bald ein Relikt vergangener Zeit werden, was aber das Sammeln umso interessanter macht. Wenn du als Gast dein Trinkglas in Dr. Bü- cheis Haus abstellst, blickst du durch das Vitrinenglas auf ein «Mu- seum» dekorativ geordneter Brief- öffner auf edlem Stoffuntergrund. Keine leichte Aufgabe, eine Grup- pierung in der enormen Vielfalt zu bewerkstelligen. Hat das Material oder die Herkunft Vorrang? Soll ein Motiv verfolgt werden? Bei meiner kurzen Sichtung blieb mein Auge zwangsläufig bei einigen besonders auffälligen Beispielen haften, die stell- vertretend für eine grosse Gruppe ähnlicher Objekte dienen können. Da liegen die Öffner mit filigraner Manufaktur aus Edelholz und aus El- fenbein. Dort gruppieren sich dieDr. 
Kurt F. 
Büchel antik anmutenden Kunstformen aus Bronze für den exklusiven Schreib- tisch. Erfindergeist hat auch Doppel- funktionen geschaffen: den Briefbe- schwerer mit Öffner, die Schere, den Massstab oder eine Lupe in Kombination. Bemerkenswert ist auch der ausgeformte Griff als Hun- dekopf, als Fisch oder als Wappen- element, die Schneide ziseliert, geätzt, als Säbelminiatur ausgestal- tet. Das «Kriegsmodell» mit aufgelö- teter Patronenhülse und dem Pro- jektil blieb mir auch noch in Erinne- rung. Kein Wunder, dass die Souve- nirbranche die kitschige Art der Briefbeschwerer ebenfalls in der Auslage hat, oder Firmen Brieföffner als Präsente abgeben. In den Schaukästen, Vitrinen und im mehrteiligen Schubladenkorpus des Herrn Dr. Büchel sind noch viele Schätze verborgen, die es noch zu entdecken gäbe. Ich Hess es mir nicht nehmen, vor dem Abschied noch einen Blick durch das grossflächige Fenster des Wohnzimmers zu werfen, denn dort liegt die Landschaft des Rheintales direkt zu Füssen. Auf der Mauerbrü- stung des Balkons entdeckte ich ei- ne Büste des Schauspielers Oskar Werner, der früher in diesem ausser- gewöhnlichen Hause wohnte. Adolf 
Marxer 36
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.