Volltext: EINTRACHT (1999) (Advent)

EU EINTRACHT ADVENT 
1999 Wir feiern das neue Jahr Wir feiern ein neues Jahrzehnt Wir feiern die Jahrhundertwende Wir feiern die Jahrtausendwende, Wir feiern ein Ereignis, das jeder Mensch nur einmal erleben und feiern kann. Wir feiern etwas ganz 
Grosses. Wann beginnt ein neues Jahrhundert/Jahrtausend? Die Frage, wann ein neues Jahrhun- dert/Jahrtausend beginnt, hat seit alten Zeiten Anlass zu Streitigkeiten gegeben. Dennoch führt die chro- nographisch-rechnerische Entschei- dung der Frage unzweifelhaft zum Schluss, dass das Jahr 2000 das letzte des 20. Jahrhunderts ist und - streng genommen - das 21. Jahr- hundert erst am 1. Januar 2001 be- ginnt. Am 1. Januar 2000 würde das neue Jahrhundert wirklich an- fangen, wenn unsere Zeitrechnung mit einem Jahre 0 beginnen würde, wenn es also hiesse, Christus sei im Jahre 0 geboren. Die christliche Zeitrechnung kennt aber kein Jahr 0. Dieselbe wurde im 6. Jahrhun- dert n. Chr. vom Abt Dionysius Exi- guus eingeführt, indem er den An- fang seiner Zeitrechnung oder die Epoche der christlichen Aera auf den 1. Januar festsetzte und als das erste Jahr dasjenige bezeichnete, in welches nach seiner Berechnung die Geburt Christi fiel. Die 
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die von Dionysius Exiguus aufgestellte Aera bald an. Karl der Grosse war der erste Fürst, der sich ihrer in Urkunden bediente. Von da ab verbreitete sie sich in Europa und wurde bei allen abendländi- schen Völkern gebräuchlich. Trotz dieser Tatsachen regt sich schon seit längerer Zeit - und vor allem in unseren Tagen - das allge- meine Bedürfnis, bereits beim Schluss des letzten Jahres, dessen Zahl mit 19 beginnt, die bevorste- hende Jahrhundert/Jahrtausendwen- de zu 
feiern. Goethe und Schiller feierten zweimal Am 1. Januar 2000 erscheint die Zahl des kommenden Jahrhunderts zum ersten Mal im Kalender: Das teilt sich dem Volksbewusstsein un- abweisbar mit als Beginn einer neu- en Aera. Ich habe mich gefragt, wie sich dieser Zwiespalt wohl am be- sten lösen lässt. Dafür haben bereits vor 200 Jahren unsere grossen Dich- ter Schiller und Goethe ein klassi- sches Beispiel gegeben. Als im Jahre 1799 in Weimar die Frage strittig wurde, wann das 18. Jahrhundert zu Ende sei, folgten beide Dichter dem natürlichen Gefühl und traten auf die Seite derer, die das Ende auf den Silvester 1799 setzten. Der Abend des letzten Dezember 1 799 sah die beiden Dichter in Weimar festlich vereinigt.Am 
Neujahrsmorgen 1800 schrieb Goethe an Schiller: «Ich war im stil- len herzlich erfreut, gestern abend mit Ihnen das Jahr und, da wir ein- mal Neunundneunziger sind, auch das Jahrhundert zu schliessen». Schiller gratulierte: «Ich begrüsse Sie zum Neuen Jahr und neuen Se- culum!» Das hinderte aber beide am Schlüsse des Jahres nicht, für den 1. Januar 1801 Festlichkeiten vorzubereiten, welche der Begrüs- sung des neuen Jahrhunderts 
galten. Wir feiern am Ende dieses Jahres gleich vierfach Nicht in allem, aber in vielem sind die Dichter Goethe und Schiller für mich zum Vorbild geworden, und ich habe mich entschlossen, es ge- nau so zu halten wie sie, nämlich dass ich zweimal feiere. Liebe Lese- rinnen und Leser, ähnlich werden wohl auch Sie es am Schlüsse die- ses Jahres wie am Schlüsse des nächsten halten. Wir haben ja allen Grund zu feiern, und im Gegensatz zu Schiller und Goethe feiern wir nicht nur drei- fach, sondern wir feiern am Ende dieses Jahres gleich vierfach. Wir feiern am 1. Januar 2000 das neue Jahr und ein neues Jahrzehnt, wir feiern am 1. Januar 2000 die Jahr- hundertwende, und wir feiern am 1. Januar 2000 sogar die Jahrtau- sendwende. Wenn das kein Grund ist, um zu feiern und sich bereits auf die Fest- lichkeiten am Ende des Jahres 2000 zu freuen, dann weiss ich auch nicht mehr. Ein neues Jahrhundert bzw. sogar ein neues Jahrtausend ist so etwas Grosses. 
A.P.G. UROPA 1.00 FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN 32
	        

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