Volltext: EINTRACHT (1998) (Advent)

mmEINTRACHT ADVENT 
1998 DENK ICH AN LIECHTENSTEIN Altes 
Land Wenn unser Land man heutzutag' betrachtet, sieht man recht vieles, was schon früher war. Zwar wird Althergebrachtes oft nicht sehr beachtet, doch Neues gleicht dem Alten meist auf's Haar. Das alte Land hier, wie man es auch male, die alten Berge, die vor uns steh'n wie die Wand, der alte Alpenföhn, der ständig braust im Tale, du alter lieber Gott, das alles hat Bestand. Das alte Schloss steht fest auf starkem Grunde, der alte Fürst hat Platz gemacht dem Sohn, doch altes Hoch tönt aus des Volkes Munde, seit alten Zeiten der Tribut dem Thron. Die alte Monarchie wird jährlich neu beschworen, das alte Feuerwerk setzt dazu den Akzent. Das alte Volk ist dann wie frisch geboren, die alte Treue lichterloh im Herzen brennt. Die alte Landeshymne ist noch im Betriebe, kein alter Dichter findet einen neuen Text. Man singt vom jungen Rhein in alter Liebe, denn diese alte Lieb' hat uns verhext. Der alte Landtag tagt und nächtigt unverdrossen, nach alter Weise klingt so manches Votum klug. Trotz altem Zwiste wird auch gutes Tun beschlossen. Der alte Landtagssaal ist scheinbar gross genug.Zwar 
fehlt von altersher der Friede den Parteien, doch alten Wahlversprechen glaubt man noch fürwahr. Die alten Volksvertreter sind und bleiben Laien. Der alte Anwalt macht dann doch noch alles klar. Des Volkes Wohlstand hindern keine alten Schranken. Und nette Fremde altern lebenslang im Land. Nebst Türk und Preuss liebt man auch alte Franken. Das alte Szepter gibt man ungern aus der Hand. Der alte Bürger ist im Grunde auch Geniesser. Er trotzt seit altersher mit Kraft dem Alkohol, doch niemand heisse ihn 'nen alten Spiesser. In seiner alten, dicken Haut da ist ihm wohl. Seit alten Zeiten sind auch Frauen sanfte Wesen. Nach alter Sitte gibt es dafür keinen Lohn. Doch alte Väter stossen längst schon Kinderschesen, und die Gewohnheit ging vom Alten auf den Sohn. Die jungen Leute schmusen nachts in alten Winkeln, die alten Sitten und Gebräuche sind im Schwang. Die alten Männer haben Schwierig- keiten beim Pinkeln und spüren immer noch in sich den alten Drang. Die alten Bauern melken täglich noch die Kühe, die alten Autos aber stinken mehr als Mist.Der 
alte Landesplaner gibt sich redlich Mühe und stirbt erfolglos dann als alter Optimist. Ja selbst im Sporte rühmen wir uns alter 
Asse. Die alten Tschutter schiessen auch schon mal ein Tor, doch alte Kämpen sitzen lieber schon beim Jasse, und keinem Alten macht ein Junger da was vor. Die alten Rufen, ach, die kommen beim Gewitter. Die alten Tannenwälder kranken immer noch. Die alten Schnorri meinen dauernd, es sei schitter. In alten Strassen gräbt man jährlich mal ein Loch. Aus alten Flinten wird auf Rotwild scharf geschossen. Der alte Pfader ruft mit Wehmut noch «Gut Pfad». Mit altem Wein wird manche Missetat begossen. Und viele Alte fahren wieder mit dem Rad. Die alten Pfarrer selbst, die lassen sich nicht hetzen, die alte Predigt wird auch immer wiederholt. Der alte Vater möcht' im Schlaf sich noch entsetzen, aus Furcht, dass Neues bald das Alte überholt. Die alten Heiligen, die haben noch Gesichter. Der alte Steuerfuss bleibt hoffent- lich besteh'n. Der junge Mann macht sich zum alten Richter und kriecht doch bald zum alten Kreuze hin. Die alten Bretter stehen fest vor unsern Köpfen. Die alte Welt um uns, die sind wir am verdau'n. Wir glauben täglich, alte Weisheit neu zu schöpfen, und sind am altklug auf die Pauke hau'n.Rudolf Wenaweser 28
	        

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