Volltext: EINTRACHT (1998) (Staatsfeiertag)

Hl E3B EINTRACHT STAATSFEIERTAC 
1998 UNSER GAST I.K.H. Prinzessin Margaretha von Liechtenstein, Brüssel Die Familie und die Herausforde- rungen der modernen 
Gesellschaft Kürzlich las ich den Titel eines Arti- kels, der lautete: «Wenn die Familie verschwindet, bleibt die Geschichte stehen.» Dieser Satz liess mich innehalten und wieder einmal überdenken, was für mich Familie alles bedeutet. Zweifelsohne erleben wir eine Krise der Familie und eine Destrukturie- rung des Familienbegriffs selbst: Seit Jahren sinkende Zahlen von Fa- miliengründungen und Geburten innerhalb intakter Familien bei gleichzeitig hohen Scheidungsraten sind klare Indizien der Krise. Auch definiert man die Familie zuse- hends unterschiedlicher oder man stellt ihr andere Formen gemein- schaftlichen Lebens als gleichwertig oder gleichartig gegenüber, ohne dass sie es sind. Vor allem die auf das ganze Leben angelegte Ehebe- ziehung zwischen Mann und Frau als Fundament der Familie wird in ihrer Bedeutung zusehends relati- viert.Die 
Ursachen dieser negativen Ent- wicklung sind vielschichtig: Ein verändertes Menschen- und Welt- bild mit einer Abnahme religiöser Bindungen in Richtung auf mehr In- dividualität und den Genuss der materiellen Segnungen unserer Ge- sellschaft, mangelnder gesetzlicher Schutz der Familie und wirtschaftli- che Veränderungen zählen jeden- falls zu diesen Ursachen. Hauptleidtragende beim Zerfall ei- ner Familie sind in der Regel die Kinder, wie viele Studien belegen und wie wir aus eigener Beobach- tung wissen. Es gibt kaum eine grössere Verunsicherung für ein Kind als die Scheidung seiner El- tern. Gelingt es nicht, dem traditionellen Familienbegriff wieder einen höhe- ren Stellenwert einzuräumen, so werden unsere Gesellschaft und der Staat selbst vor unermessliche Pro- bleme gestellt. Daher soll gerade der Staatsfeiertag Anlass sein, die Familie in den Mittelpunkt zu stel- len. Ihre Privilegierung bedeutet nicht, dass andere gemeinschaftli- che Lebensformen missachtet wer- den. Die Familie ist zweifelsohne der Ort, wo Leben in geordneter Weise weitergegeben werden kann, dort bekommen wir den ersten und wichtigsten Teil unserer Erziehung und lernen in erster Linie unsere Kultur kennen. In ihr erfahre ich stete Zuneigung, Sicherheit und Liebe und in ihr lerne ich, dem an- deren - Ehegatte und Kind - zu- zuhören, ihn anzunehmen, wie er ist, seine Entfaltung als meine Ent- faltung zu verstehen. Was ist nun zu tun, um die Familie als wichtigstes Glied der menschli- chen Gesellschaft zu stärken? Si- cher kommt dem Staat und seiner Gesetzgebung eine besondere Rolle beim Schutz der traditionellen Fa- milie zu. Wir sind aber alle aufge- rufen, das Unsere zur Stärkung die- ser gesellschaftlichen Institution zu tun, aber auch konkret zur Pflege familiärer Bindungen bei uns zu-hause 
und bei uns Nahestehenden beizutragen. Jede Ehe und jede Fa- milie kennt ihre Schwierigkeiten und Krisen, und ihr Erhalt ist auch eine Gnade. Für den Christen ist sie ein Weg der Heiligung. Oft hilft nur eine kleine Geste, ein kleiner Rat, um eine Beziehung wieder auf das richtige Geleise zu bringen. Die Pflege gewisser Werte inner- halb der Familie hilft uns, in guten und schlechten Tagen zusammen- zuhalten. Einige für mich wichtige Stichworte seien dazu 
genannt: Dialog Entgegen landläufiger Annahme ist der Dialog auch in einer Ehe nicht naturgegeben. Er bedarf bewusster, ständiger Pflege, wollen wir nicht an den Bedürfnissen des täglichen Lebens hängenbleiben. Je mehr un- ser Partner von sich und von seinen Gefühlen mitteilen kann, ohne be- urteilt zu werden, und umgekehrt, desto tiefer wird unsere Beziehung werden. Verzeihung Jede Heilung einer verletzten Be- ziehung fängt mit dem Verzeihen an. Unsere Kinder müssen lernen, um Verzeihung zu bitten und zu verzeihen, um ihre eigenen und die Schwächen des anderen zu akzep- tieren. Streben wir eine Versöhnung nach einem Streit noch vor dem abendlichen Zubettgehen 
an. Dank Je mehr wir für das, was wir haben und was uns geschieht, dankbar sind, auch wenn wir damit nicht zufrieden sind, desto mehr wird sich die Welt um uns herum positiv verändern. Dankbarkeit hilft uns auch, Gemeinsames bewusster zu erleben und die guten Eigenschaf- ten des anderen zu 
entdecken. Gebet Schlussendlich sei ein Satz von Mutter Theresa von Kalkutta zitiert: «A family that prays together stays together.» («Eine Familie, die zu- sammen betet, bleibt zusammen.»)
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.