Volltext: EINTRACHT (1998) (Ostern)

SU EINTRACHT OSTERN 
1998 GEDICHTE Dr. Walter Oehry, 
Bendern Die Fähigkeit zu reimen, heisst noch nicht, dichten zu können. Reime schmieden ist Handwerk, dichten ist Kunst. Ich habe vieles geschmie- det. Manchmal war Kunst dabei. Erste «Werke» entstanden zum Bei- spiel zu Geburtstagen in der Fami- lie oder im Freundeskreis. Zum Empfang des neuen Pfarrers in mei- ner Heimatgemeinde Mauren. Das wurde sogar im Sprechchor vorge- tragen. Dramatische Balladen nach Radiomeldungen von Bomben- nächten im Nachbarland. Die «Schalunchronik», studentisches Frühwerk, gelegentlich auch heute noch auszugsweise zitiert. In der Maturazeitung des Gymnasiums 1945 ein Gedicht, das die wilde Entschlossenheit, die Zukunft zu meistern, zum Ausdruck bringen sollte. Und vieles mehr. Schliesslich habe ich festgestellt, dass ein Motiv fast immer gegeben ist, wenn man sich die Zeit nimmt nachzudenken. Ob es sich um einen bemerkenswerten Ausspruch eines Zeitgenossen handelt. Oder ein Ereignis von besonderer Bedeu- tung in meiner Welt. Oder derjeni- gen meiner Mitmenschen, die manchmal die gleiche ist. So entstehen Gedichte mit histori- schem Hintergrund, mit lokalpoliti- schem Kolorit, mit leichter Ironieoder 
mit ernstgemeintem Tiefgang. Manchmal auch nur Reime. Walter 
Oehry Dine Henna - mine Henna Do seht on öbera Gartazuu: Jetz loos, du schlechta Nochbuur du, I ha die ganz Zit Zärn und Strit Well dine Alt net obacht git Und ihre blöde Henna goht Mira bschtendig an Saloot. Do ninnt deser Pfifa us am Muul Und seht ganz rüebig, gär net fuul: Bhalt du dine Henna denna, Denn bhalt i mine Henna henna. Es het amol an junge Maa Met sira Fründin Irger kha Well sie bschtendig met'ma andra Am Sunntig Obet ischt gi wandra. Schliesslig het er deser gstellt Und het em's grad i's Gsecht ver- zellt. Do seht der ander: Los amol I kha nünt derfür dasmol Bhalt du dine Henna denna Denn bhalt i mine Henna henna Im Landtag tuat on füarchtig lut S'ganze Land geng noch kaputt Well on vo desera Partei Scho wedr'an Poschta wella hei Wo doch scho vo altersher Zu sira Sita gschtanda war. Do seht der ander, o net schtella: Deser hei's jo a so wella Bhalt du dine Henna denna Denn bhalt i mine Henna 
henna.Bim 
Heua Der Buur ischt am Heua und 's Büeble drbei sie kehren grad s'Faasthöö und honds fascht vorbei Ufomol konnd Wolka, uuhomlig schnell, z'Schaa ischt scho dunkel, z'Mura noch hell. Denn siacht ma n an Bletz, gruusig zum luaga, grad ober Vadoz! Alls ischt us da Fuaga. Es krachet und kleppft und s'Büeble rüaft lut: «Z'Vadoz het's scho bletzget, gleich ischt alls kaputt». Es packt sine Gabla, es siacht no noch Gfohr. Dr Buur hebt's am Arm und striicht em duar d'Hoor. «Büeble, i säg dr, do ischt gär nünt hü, wenn's z'Vadoz domma bletzget, schlachts z'Mura net 
ii». Ausschau Ein Kampf zu End - eh' der neue beginnt! Wir kennen uns're Waffen! Ein Blick empor und mutig gesinnt, Voran zu neuem Schaffen! Kein Zögern mehr - uns ruft die Zeit! Wir müssen sie bezwingen! Und jetzt find't sie uns bereit Zu neuem Schlag und Ringen!! Mag auch die Zukunft düster sein Und Trümmer unser Erbe, Die Welt in Not und Feuerschein Begehren, dass ich sterbe, Mir können wohl die Wolken all Rauben der Sonne Licht Rings um mich her und überall - Doch meinen Willen nicht! Ein Ziel muss stets errungen sein, Geschenktes mag ich nicht! Ein Halt - und wär'er noch so klein - Passt nicht zu meiner Pflicht! Ich will! Und sei's auch in der Not Ich will bei wachen Sinnen Noch fünf Minuten vor dem Tod Ein Meisterwerk beginnen!! Maturazeitung Collegium Marianum, 1945
	        

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