Volltext: EINTRACHT (1996) (Advent)

Hl 013 EINTRACHT ADVENT 
1996 BRAUCHTUM Christbaum - Christ- baumschmuck Die heutige Vorstellung vom Weih- nachtsbaum ist auf die geschmück- te, mit Kerzen besteckte Tanne fi- xiert. Zu dieser internationalen Ein- heitlichkeit ist es jedoch erst all- mählich gekommen. Zunächst fehlten die Kerzen, und nicht ein- mal der Baum oder das Nadelholz waren allgemein üblich. Die Weih- nachtszimmer wurden mit winter- grünen Zweigen geschmückt, von denen man glaubte, dass sie die Dämonen abwehren könnten, die zwischen Weihnachten und Neu- jahr, in den Rauhnächten, ihr Un- wesen treiben sollen. In Liechten- stein darf man davon ausgehen, dass der Christbaum in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bekannt war. Wandlung des geschmückten Baumes Der Schmuck des Weihnachtsbau- mes wurde anfangs durch zwei Komponenten bestimmt: einmal durch die Verwendung von Essba- rem, zum anderen durch die Benut- zung von Gold. Die frühesten Be- schreibungen berichten von Flitter, Zischgold, von vergoldeten Nüssen, Früchten und sogar Kartoffeln, die vergoldet waren. Gerade dieser «goldene» Teil des Baumschmucks hat im Laufe der Zeit immer mehr das Gesamtbild des Weihnachts- baumes bestimmt. Der festliche Charakter des metallischen Glanzes führte schliesslich im späteren 19. Jahrhundert zu dauerhaftem, glän- zendem Schmuck. Bis zu dieser Zeit jedoch stand der essbare, ver- gängliche Christbaumschmuck im Vordergrund. Gebäck, Zuckersa- chen, rotbackige Äpfel und Nüsse waren die wesentlichste Zierde. Das Süsse war damals kostbarer und geschätzter als heutzutage! Die Kinder schauten mit begehrlichen Augen danach und naschten manchmal heimlich «von hinten», wo es nicht so auffiel. Nur selten war nämlich der Baum schon amWeihnachtsabend 
zum «Plündern» freigegeben; oft durfte erst am Neu- jahrstag, meist aber am Drei-Kö- nigs-Tag, in manchen Familien so- gar erst an Maria Lichtmess, alles Süsse vom Baum gegessen werden. So hingen anfangs neben Backwerk und Obst, manchmal auch Ge- schenke an den unteren, stärkeren Ästen. Das waren aber keine Kost- barkeiten, sondern die ohnehin fäl- ligen Kleidungsstücke, vielleicht noch ein Holzpferdchen und -püpp- chen dazu. Allmählich kam man jedoch vom einfachen, essbaren Christbaum- schmuck ab und wandte sich dem glitzernden, selbst gebastelten Christbaumschmuck zu. Verschie- denste Materialien kamen zur An- wendung, und kein Motiv war zu profan, um sich seinen Platz am Christbaum zu erobern. Wachs, Ei- sen- und Messingblech, Zinn und Blei, Papier, Karton und Watte, Holz, Stroh und Glas sowie vieles mehr verwandelte sich - teils indu- striell, teils in Heimarbeit herge- stellt - in kleine Kunstwerke. Heute wohl am bekanntesten sind die in allen Farben erhältlichen Christ- baumkugeln. Der gläserne Christbaumschmuck kommt ursprünglich aus dem Thü- ringerwald, aus Lauscha und den umliegenden Orten. Dort wurden 1848 zum erstenmal «6 Dutzend Weihnachtskugeln in 3 Grossen» in einem Auftragsbuch vermerkt.Lichter 
für den 
Weihnachtsbaum Die Lichter für den Weihnachts- baum sind nicht immer und überall Kerzen gewesen. Wachs war relativ teuer, daher gab es in vielen ärme- ren Familien noch bis ins 20. Jahr- hundert hinein auch Talglichter und Öllämpchen, meist halbe Nuss- schalen mit Öl und Docht. Diese Lichter wurden jedoch allmählich durch die Kerze ersetzt. Die Kerze ist sicher die verbreitetste und be- liebteste Beleuchtung und dazu gleichzeitiger Schmuck des Weih- nachtsbaumes, denn einerseits ist sie brennend ein wesentliches Stim- mungselement, andererseits ist sie schon früh zur Zierde des Baumes bunt gefärbt und später auch ge- dreht worden. Heute wird die Klemmkerzenhalter, letztes Drittel 19. 
Jahrhundert Wachskerze meist aus praktischen und sicherheitstechnischen Grün- den durch elektrische Kerzen er- setzt.Rita Jäger Literatur: E. Stille und U. Pfistermeister: Christbaumschmuck, Nürnberg 1979.
	        

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