Volltext: EINTRACHT (1996) (Staatsfeiertag)

Hl BI9 EINTRACHT STAATSFEIERTAG 
1996 PERSÖNLICHKEITEN Unter diesem Titel stellen wir je- weils eine Persönlichkeit vor, die in Liechtenstein und für Liechtenstein Aussergewöhnliches geleistet 
hat. Dr. med. Rudolf Schädler 1845-1930 Dr. Rudolf Schädler war eine der markantesten Persönlichkeiten Liech- tensteins im ausgehenden neun- zehnten und im beginnenden zwanzigsten Jahrhundert. Er wurde am 20. Februar 1845 als erster Sohn des Dr. med. Karl Schädler aus Va- duz und der Katharina Walser aus Triesen in Vaduz geboren. Der Va- ter hatte sich als Arzt, Landesphysi- kus, Präsident des Verfassungsrates im Revolutionsjahr 1848, Abgeord- neter im Frankfurter Parlament 1849, Kämpfer für die konstitutio- nelle Verfassung und als erster Landtagspräsident ab 1862 grosse Verdienste um das Land Liechten- stein 
erworben. Praxis im «Schädlerhaus» Rudolf Schädler besuchte die Grundschule in Vaduz, die Gymna- sien in Feldkirch, Neuburg a. D. und Einsiedeln. Das Studium der Medizin absolvierte er an den Uni- versitäten Freiburg i. Br., Wien und Giessen, wo er im Jahre 1869 pro- movierte. Während seiner Freibur- ger Zeit war er ein begeisterter Bur- schenschafter. Nach der Promotion übernahm er die Praxis seines er- krankten Vaters in Vaduz, wo er sich schon gleich in einer Typhus- epidemie bewähren konnte. Er wur- de bald ein beliebter Arzt, dessen geburtshilfliche Tätigkeit von der Bevölkerung ganz besonders ge- schätzt wurde. Die Praxis war weit gestreut im Liechtensteiner Ober- und Unterland sowie im St. Galler Rheintal von Grabs bis Sargans. In Sargans, Buchs, Mauren und Ben- dern hielt er über Jahre alle 14 Tage eine Sprechstunde. In den Jahren1872/73 
baute er zusammen mit seinem Bruder Dr. Albert Schädler in Vaduz das sogenannte «Schäd- lerhaus» und führte dort mit diesem gemeinsam die Praxis. Schon mit 29 Jahren in den Landtag gewählt, wurde er 1877 dessen Prä- sident, kehrte aber der Politik schon bald den Rücken, nachdem er we- gen seiner Vermittlungspolitik im sog. Währungsstreit nur Undank geerntet 
hatte. Präsident und Mentor des «Landwirtschaftlichen Vereins» Doch er wollte seine vielseitigen Fähigkeiten weiterhin dem Lande zur Verfügung stellen und tat dies dort, wo es ihm am notwendigsten und erfolgversprechendsten schien. Die Textilindustrie begann gerade in Vaduz und Triesen Fuss zu fas- sen; im übrigen war aber Liechten- stein noch ein reines Agrarland, und die Landwirtschaft wies noch einen erheblichen Entwicklungs- rückstand auf. Dort wollte Rudolf Schädler den Hebel ansetzen. Er gründete nach guter Vorbereitung in der Presse, zusammen mit eini- gen Gleichgesinnten, im Jahre 1885 den «Landwirtschaftlichen Verein», der bald eine breitgefächerte Tätig- keit entfaltete. Praktische Auf- klärung der Bauern durch Schriften,Vorträge 
und Kurse mit Schwer- punkt auf der Viehveredlung stan- den im Vordergrund. Denn gutes Vieh konnte immer zu guten Prei- sen verkauft werden und brachte den Bauern das dringend nötige Bargeld. Durch die Einführung des «Herdebuches» gelang die Zucht einer unseren Verhältnissen gut an- gepassten Braunviehrasse. In der grossen Liechtensteinischen Lan- desausstellung 1895 konnten dann die in 10 Jahren erreichten Fort- schritte in der Viehzucht und im Ackerbau eindrücklich vorgestellt werden. Unsere Bauern brauchten die Konkurrenz nicht mehr zu fürchten und das war weitgehend das Verdienst des «Landwirtschaftli- chen Vereins» unter seinem Mentor und Präsidenten Dr. Rudolf Schäd- ler. Sein Leben hat für Liechtenstein viele Früchte getragen. Seine zahlreichen übrigen Tätigkei- ten für die Öffentlichkeit sollen hier nur kurz gestreift werden. Als Mit- begründer und Präsident des Män- nergesangvereins und der Harmo- niemusik Vaduz setzte er Akzente in der volksnahen Ausübung der Musik, der auch seine erfolgreichen Bemühungen um die musikalische Ausbildung der Jugend zugute ka- men. Seine Gründungen des Schüt- zenvereins und des «Liechtenstei- ner Alpenvereins» wirkten sich in gleichem Masse auf das sportliche wie auch auf das gesellschaftliche Leben aus. Schliesslich erwarb er sich grösste Verdienste um die wirt- schaftliche Entwicklung im Lande, nicht nur durch die Schaffung und Führung des «Landwirtschaftlichen Vereins», sondern auch als Grün- dungsmitglied des «Verschönerungs- vereins» Vaduz, des eigentlichen Vorläufers des Verkehrsvereins Vaduz, ebenso als Gründungsmit- glied und Präsident der Winzer- genossenschaft Vaduz. Jahrzehnte- lang leitete er auch das Kurhotel Gaflei. Dr. Rudolf Schädler starb am 26. Jänner 1930 im Alter von 85 Jahren. Sein Leben hat für Liech- tenstein viele Früchte getragen. Dr. Rudolf Rheinberger
	        

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