Volltext: EINTRACHT (1995) (Advent)

Bü EINTRACHT ADVENT 
1995 SAGEN AUS LIECHTENSTEIN Der feuerrote Geissbock Ein sehr reicher, geiziger 
Bauer In Triesenberg lebte einmal ein sehr reicher, geiziger Bauer. Der sagte an einem Sonntag zu seiner Frau, seinen Töchtern und dem Knecht: «Geht in die Kirche, heute bleibe ich zu Hause.» Die Frau und die Töchter gingen, aber dem Knecht war die Rede auf- gefallen, und er wollte sehen, was der Bauer tue. Er legte sich auf den Heustock, und während dem Wandlungsläuten kam der Bauer mit einem Hafen voll Gold, hob den Tennboden auf und schüttete das Geld in ein Kessi hinunter. Als er fort war, stieg der Knecht vom Heu und nahm etwas Gold weg. Bald kam der Bauer zum zweiten Male und leerte wieder Gold aus. Als er zum Kessi hinun- tersah, sprach er zu sich: «Mir kommt es vor, als habe jemand Gold weggenommen, und ich bin doch allein hier.» Da traute sich der Knecht nicht mehr hinunter. Nachdem der Bauer zum dritten Male gekommen war und Geld ein- gefüllt hatte, deckte er den Tennbo- den wieder zu und sprach: «Zu die- sem Golde soll nur jemand kom- men, der einmal beim Wandlungs- läuten einen feuerroten Geissbock in den drei höchsten Namen drei- mal um das Kessi herumjagt.» Wegen einem roten Bock hätten wir nicht so viel 
gebetet. Nach drei Wochen starb der Bauer. Da weder Geld noch Schriften zu finden waren, gab es ein grosses Jammern bei der Frau und den Töchtern. Der Knecht aber sagte zu ihnen: «Betet, soviel ihr könnt, da- mit ich finde, was ich jetzt suchen gehe!» Drei Wochen später kam der Knecht mit einem feuerroten Geiss- bock zurück. Da lachten die Töch- ter und die Frau, und sie meinten: «Wenn wir das gewusst hätten, we- gen einem roten Bock hätten 
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nicht so viel gebetet.» Der Knecht aber antwortete: «Wartet nur, was ich mit diesem Geissbock anfangen werde!» Am Sonntag darauf schickte er die Töchter in die Kirche, mit der Frau aber ging er und hob den Tennbo- den auf. Genau beim Wandlungs- läuten jagte er den feuerroten Bock dreimal um das Geld herum. Jetzt sahen die beiden plötzlich den verstorbenen Mann auf dem Gelde sitzen. Nach dem Läuten ver- schwand er und war nun erlöst, sie aber hatten das Geld. Zum Lohne durfte der Knecht die älteste Tochter heiraten.Diese 
Geschichte wurde von The- res Eberle, «Bach-Theresi», erzählt und bereits 1956 von Josef Eberle (damals Realschüler) aufgeschrie- ben. Prof. Otto Seger sammelte mit seinen Schülerinnen und Schülern über einen längeren Zeitraum Sa- gen und Geschichten aus dem Volksmund. Er hat diese im 65. Jahrbuch des Historischen Vereins veröffentlicht. In der Broschüre «Der Walserdialekt in Triesenberg» von Arthur Gassner ist die Ge- schichte «An füürrota Hodabock» im Dialekt aufgeschrieben. Im Jahre 1969 erschien eine Briefmarke da- von (siehe 
Bild). Das Wichtigste - die Liebe von Mutter und Vater - fehlt meistens. Die Trennung der Eltern - auch bei uns leider zum Alltag gehörend - ist für die meisten Kinder zunächst eine Katastro- phe, die über sie hereinbricht und der sie wehrlos ausgeliefert sind. Sie verstehen nicht, warum die beiden Menschen, die sie lieben, sich kränken und auseinanderge- hen. Sie sind oft so verwirrt, dass sie sich zurückziehen und sich auch gegenüber den besten Freunden verschliessen.Da 
ist noch etwas, was das Schei- dungskind Anna nicht verstehen kann. Früher, als alle noch zu- sammen lebten, haben ihre Mut- ter und ihr Vater ihr immer er- klärt, dass man zu Weihnachten nicht so viele Geschenke bekom- men kann und dass ein grosses Geschenk genügt. Weil Anna aber jetzt viel mehr Grosseltern, Tanten und Onkel hat als früher, bekommt sie mehr Geschenke, als sie in ihren zwei Zimmern un- terbringen kann. Manchmal be- kommt sie sogar gleiche Ge- schenke zweimal, aber das Wich- tigste - die Liebe von Mutter oder Vater - fehlt meistens. 1i
	        

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