Volltext: EINTRACHT (1995) (Ostern)

Hl SU EINTRACHT OSTERN 
1995 LEITARTIKEL Gesegnete, glückliche und zufriedene Ostern Die grosse lettische Dichterin Zenta Maurina sagte, «dass unser Leben nur so viel Sinn hat, als es Liebe in die Tat umsetzt». Christus hat seine Liebe zu uns in die Tat umgesetzt und ist für uns gestorben und nach den geschichtlichen Überlieferun- gen am dritten Tage wieder aufer- standen. Verständlich erscheint des- halb, dass wir die Auferstehung je- des Jahr an einem besonderen Tag feiern und als gesegnetes Osterfest begehen, zu welchem ich allen Le- sern und Leserinnen viel Osterfreu- de sowie Glück und Zufriedenheit wünsche. Doch, was bedeutet Glück und Zu- friedenheit? Glück ist ein positiver Erlebniszustand, der in erster Linie durch das diesen Zustand erleben- de Individium geprägt wird und deshalb nur bedingt von äusseren Gegebenheiten abhängt. Montes- quieu meint u.a.: «Das Glück be- steht in einer allgemeinen Anlage des Geistes und des Herzens, das sich dem Glück, wie es die Men- schennatur bieten kann, öffnet, also in einer Vielzahl bestimmter glück- licher Augenblicke während des Lebens.» Um glücklich zu sein, muss man aber auch das Unglück kennenler- nen. Dieser Umstand hat Goethe zur Aussage bewogen: «Alles auf der Welt lässt sich ertragen, nur nicht eine Reihe von schönen Ta- gen.»Glück 
und Zufriedenheit entstehen im eigenen Kopf Psychologisch betrachtet, entsteht nicht nur kurzzeitige Hochstim- mung, sondern auch längerfristige Zufriedenheit im eigenen Kopf. Viel Unzufriedenheit in unserem Alltag beruht auf der menschlichen Nei- gung, in erster Linie das Negative zu sehen. Diese Neigung ist sicher notwendig, um Negatives zu ver- meiden oder in akzeptierbaren Grenzen halten zu können. Gleich- zeitig sollten wir uns aber auch ganz bewusst und mit Ausdauer bemühen, die positiven Seiten des Lebens zu 
beachten. «Wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her...» Zu den Bemühungen, aus den vor- handenen Gegebenheiten das Beste zu machen, gehört auch die Fähig- keit, staunen zu können - staunen über die unermessliche Schönheit unserer Landschaft, über die Blü- tenpracht, über die herrliche Blu- menwelt, über das grossartige Kon- zert der Vogelwelt, die vielen net- ten Jugendlichen und Erwachsenen, über Kunstwerke und vielem mehr - was wohl die reinste Form des Vergnügens darstellt. Carl Jakob Burckhardt meint: «Mit keinem Mass der Welt ist zu messen, was an Beseligung und Erhebung vom Kunstwerk, dem Gedicht, der Mu- sik ausstrahlt und die Menschheit über Abgründe hinwegträgt.» Wirk- lich glückliche Menschen sind in der Lage, auch unter den widrigsten Umständen, die eigentlich nur Ver- zweiflung zulassen, noch Kleinig- keiten zu entdecken, die ihnen Freude bereiten und Kraft zum Durchhalten geben nach dem alten und schönen Spruch «Wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her...». Ich wünsche allen Menschen die Gabe, dieses Lichtlein zu erkennen, zu beachten und sich an ihm zu er- freuen. Um den Alltag befriedigendzu 
gestalten, braucht es ferner ei- nen Gesamtzusammenhang von Zielen, der Harmonie in allem fin- den lässt, was man erlebt und tut. Dazu gehört auch der persönliche Einsatz für das Glück und das Wohlbefinden unserer Mitmen- schen, das Engagement für Liech- tenstein und seine kulturellen und sozialen Einrichtungen, denn wir können Glück nicht erreichen, in- dem wir bewusst danach suchen. John Stewart Mill drückt dies tref- fend aus, wenn er schreibt: «Nur diejenigen sind glücklich, die ihren Blick auf etwas anderes als ihr eige- nes Glück heften. Frage Dich selbst, ob Du glücklich bist, und Du wirst aufhören, es zu sein.» Glück ist ein Zustand, für den man bereit sein muss, den man kultivie- ren und verteidigen muss. Die Kenntnis derartiger Lebens- weisheiten ist eine Sache. Sie zu akzeptieren und danach zu han- deln, ist dagegen etwas anderes. Der Mensch hat dreierlei Wege, klug zu handeln und glücklich zu werden: Erstens durch das Nach- denken, das ist der edelste, zwei- tens durch Nachahmung, das ist der leichteste und drittens durch Er- fahrung, das ist der bitterste. Glück und Zufriedenheit sowie Friede mit sich und den Mitmenschen ist nicht von lebenslanger Dauer, muss im- mer wieder täglich neu erarbeitet werden, auch im Staat sowie in un- seren Kirchen und Pfarreien, denen ich im menschlichen Zusammenle- ben viel Friedfertigkeit und viel österliche Freude wünsche. Wenn ich mit diesem Beitrag ein wenig Osterlicht und Mut und Kraft zum Glück und zur Zufriedenheit, ein bisschen Osterfreude vermittelt ha- be, dann hat er sein Ziel erreicht. Adulf Peter Goop
	        

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