Volltext: EINTRACHT (1994) (Advent)

Hl SEI EINTRACHT ADVENT 
1994 LEITARTIKEL Gilt «Friede auf Erden» auch für uns? Überall, wo Christen Weihnachten feiern, lebt in der Stille der Nacht jene Schilderung von der Geburt des Heilandes auf, wie sie der Evangelist Lukas aufgezeichnet hat. Bei Gross und Klein stimmt der Blick auf die Krippe und zudem das stille Flackern der Kerzen am Weih- nachtsbaum so feierlich und fried- lich, dass die Nacht der Geburt des Erlösers auch heute noch zur Wei- he-Nacht wird. Ja, die unruhigen, gejagten Menschenherzen werden ruhig, öffnen sich der Stille und strahlen Liebe und Güte aus und verspüren die seltene Bereitschaft zum Schenken und Sich-Verschen- ken. Und das ist gut so, aber es ist nicht alles. Etwas festliche und friedliche Stimmung tut wohl, weihnachtliche Stimmung lindert manche Spannung, ist ein schönes, beglückendes Empfinden. Aber wichtiger noch wäre es zu wissen, was eigentlich der Engel mit seinem Ruf: «Friede auf Erden den Men- schen, die guten Willens sind» ge- meint hat. Das hat nicht nur für die Hirten auf dem Felde, sondern auch für uns Menschen des Jahres 1994 
Gültigkeit. «Denke beizeiten ans Freude-Bereiten» Ich glaube, dies gilt auch für uns. Liechtenstein hat auf wirtschaftli- cher Ebene Grosses geleistet. Das Opfer allerdings, das es für seine Errungenschaften und seinen Erfolg bringt, ist ein Verlust an Mit-menschlichkeit. 
Wo aktive Gemein- schaften lebenstragend fehlen, stellt sich der Ruf nach staatlicher Hilfe ein. Dabei wird vergessen, dass die geforderten Dienstleistungen das wohltuende Verständnis der Mütter, die tragende Autorität der Väter und das Miteinander des Bruders und der Schwester sowie des Freundes und der Freundin nicht ersetzen können. Daran sollten wir gerade am Weihnachtsfest, das für viele Einsame, Zerstrittene und Ver- gessene schwer zu ertragen ist, denken. Wir sollen auch daran denken, um wieviel die Menschen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbei- ter, aber auch die Familie, Freunde, Bekannten, wegen unserer Betrieb- samkeit zu kurz gekommen sind und entsprechend handeln. Könnte solches weihnachtliches Sich-Be- sinnen auf das Wesentliche nicht auch heilsam sein? Auch und gera- de für jene Vielbeschäftigten, die vor lauter Terminkalender für die wirklich wichtigen Termine keinen Platz mehr 
finden? Wird das Jahr 1995 ein Eichenpfahl? Der Jahreswechsel ist eine Weg- marke auf unserer irdischen Pilger- schaft und in irgendeiner Weise be- deutungsvoll für unsere Lebensge- schichte sowie das tägliche Leben rund um uns. Es gibt Jahre in unse- rem Leben, von denen nicht viel Aufhebens und Rühmens zu ma-chen 
ist. Sie stehen wie Sprossen in einem Zaun, und es dauert wieder eine Weile, bis einer der Eichen- pfähle kommt, der das Ganze hält und ihm Ansehen gibt. Auch weiss der Mensch, dass das Schicksal mit den guten und grossen Jahren spar- sam ist, und sieht der Zukunft oft mit Sorge entgegen. So hat er Ver- langen nach Heil, Schutz, Glück und Erfüllung in seinem Leben, und deshalb sprechen die Leute, be- müht im kleinen Umkreis ihres Le- bens das Rechte zu tun, einander Glück und Segen 
zu. Das Orakel von Delphi Alt sind deshalb die Bemühungen, den Weltenlauf vorauszusehen. Aus antiker Zeit kennen wir das Orakel von Delphi. Die Pythia orakelte un- ter dem Einfluss von Drogen und ihre Sprüche wurden durch Priester in Worte gefasst. Allerdings waren diese Orakelsprüche derart ambiva- lent formuliert, dass sie in der Pra- xis kaum jemand deuten konnte. Ich wünsche deshalb allen Lesern und Leserinnen, dass sie mit Gelas- senheit die Dinge hinnehmen, die nicht zu ändern sind, den Mut ha- ben, Dinge zu ändern, die sie än- dern können und die Weisheit be- sitzen, beides zu unterscheiden so- wie alles Gute und Gottes Segen auch mit unserem schönen Neu- jahrsspruch: «I wusch dr a guats neus Johr, dass d'lang läbscht und gsund blibscht und zletscht in Himmel kunscht.» Adulf Peter Goop
	        

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