Volltext: EINTRACHT (1993) (Staatsfeiertag)

'EINTRACHT STAATSFEIERTAG 
1993 UNSER GAST mClaudia Fritsche, Ständige Vertreterin bei den Vereinten Nationen, New 
York Liechtensteins Beitrag in der UNO Das Wort «EinTracht» ist für mich Anlass zur Überlegung, welche Re- levanz es zum Engagement Liech- tensteins innerhalb der Vereinten Nationen hat. Die «EinTracht» der Völker ist etwas, das immer ange- strebt, aber nie erreicht wurde. Zu verschieden scheinen unsere Auf- fassungen, zu stark unsere Eigenin- teressen zu sein, um einträchtig ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Welche Möglichkeiten hat Liech- tenstein, einen Beitrag zugunsten der «EinTracht» der Völker zu lei- sten? Die Mitgliedsländer der UNO sind das bunteste Gemisch unter- schiedlicher Kulturen, Sprachen, Religionen sowie wirtschaftlicher und politischer Systeme überhaupt. Seit dem Ende des Ost-West-Ge- gensatzes sind viele Probleme ent- schärft worden; konstruktiver Dia- log ist an die Stelle ideologischer Auseinandersetzungen getreten. Diese positiven Entwicklungen er- strecken sich jedoch nicht auf alle Bereiche: Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer grösser; die Umwelt ist ernsthafteren Bedrohun- gen denn je ausgesetzt; nationale, ethnische und religiöse Konflikte bringen bestehende Staatsgrenzen ins Wanken; Menschenrechtsverlet- zungen in vielen Teilen der Welt bleiben ungeahndet. Liechtenstein hat innerhalb der UNO genau wie die übrigen 182 Mitgliedsländer einen Sitz und eine Stimme. Sein Einfluss ist zwar be- schränkt, 
aber Liechtenstein kann sein moralisches Gewicht einsetzen,um 
soziale Missstände, Kriegsereig- nisse, Menschenrechtsverletzungen usw. zu kritisieren und Lösungen anzuregen. Die liechtensteinische Initiative zum Selbstbestimmungs- recht ist angesichts der in allen Tei- len der Welt aufflammenden Natio- nalitätenkonflikte von grosser Ak- tualität, gleichzeitig handelt es sich um eine der schwierigsten und deli- katesten Fragen überhaupt. Liech- tenstein kann ein derart heikles Das Chrysler Building (Mitte), Sitz der FL- UNO-Botschaft in New 
York Thema besser aufgreifen als viele andere Länder, da uns weder kon- krete Eigeninteressen noch Macht- gelüste unterstellt werden. Um auf der Weltbühne aktiv zu sein, müssen wir aber in erster Linie wissen, wer und was wir selbst sind. Wir sind in der glücklichen Lage, bedingt durch Kleinheit und die geographischen Gegebenheiten Liechtensteins, dass unsere Heimat greifbar und überschaubar ist. Der gleichzeitig ständig präsente Blick über die Grenzen macht uns klar, dass wir zur übrigen Welt in einer Wechselbeziehung stehen. Viele Entwicklungen geschehen zwar oh- ne unser direktes Mitwirken, aber von fast allen werden wir in der ei- nen oder anderen Weise betroffen. Daraus folgt, dass wir im Hinblick auf die Erhaltung der Eigenstaatlich- keit Liechtensteins unsere Verant- wortung wahrnehmen und einen aktiven Beitrag in der regionalen und internationalen Zusammenar- beit leisten 
müssen.Heimat 
Ich stand auf hohem Berge Und schaute weit ins Tal Als rings die Firnen glühten Im Abendsonnenstrahl. Rings lagen schmucke Dörfer, Zerstreut im weiten Land, Und zwischen Auen glänzte Des Rheines Silberband. Hell tönte aus den Auen Am breiten Strom entlang Der Herdenglocken Läuten Wie holder Zauberklang. Es grüßte mich von ferne Der Heimatberge Kranz. Noch lag auf ihren Häuptern der Abendsonne Glanz. Im Tale sah ich Menschen Sich froh den Dörfern nah'n, Die auf den weiten Feldern Ihr Tagewerk getan. In bunten Scharen zogen Dem trauten Heim sie zu, Wo an dem stillen Herde Bald winkte süße Ruh'. Nun senkten dunkle Schatten Sich auf die müde Welt, Und blasse Sternlein glänzten Am weiten Himmelszelt. Vom Tal die Herdenglocken Sie waren längst verhallt Und feierliche Ruhe Lag über Berg und Wald. Noch lange stand ich oben, Den Blick ins Tal gewandt Und flehte still um Segen Fürs teure Vaterland.Okt. 1917 Josef Hoop, Ruggell, t 1919
	        

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