Markus Furrer
und Kriege, innerhalb der Eidgenossenschaft wie gegen aussen. Insbe-
sondere die konfessionelle Spaltung erhöhte das Konfliktpotenzial. Die
Französische Revolution spielte in Nidwalden schon mit Bezug auf den
mythologisierten Franzoseneinfall eine wesentliche Rolle, zudem miss-
lang die Integration in den helvetischen Staat.” Es dauerte bis zur
Umsetzung der eidgenössischen liberalen Bundesverfassung von 1848,
um die Nidwaldner Kantonsverfassung von den «altständischen Über-
bleibseln» zu befreien.” Die Rede ist denn auch von einer «erduldeten
Integration in den Bundesstaat»: «Der Bundesstaat veränderte nicht
nur das Verhältnis der Kantone zur Eidgenossenschaft, er führte auch zu
Umbrüchen im politischen Gefüge der Kantone.» Als moderner Kan-
ton war man fortan nur noch ein eingeschränktes Staatswesen.
Die Erzählung über die Wege in die Gegenwart
Die Struktur des Narrativs im zweiten liechtensteinischen Lehrmittel
«Wege in die Gegenwart» erstreckt sich vom Ersten Weltkrieg über die
Zwischenkriegszeit und den Zweiten Weltkrieg in die Zeit der Hoch-
konjunktur und zieht sich bis in die Gegenwart. Es handelt sich hierbei
um eine in Lehrmitteln verbreitete, an der Chronologie wie auch an the-
matischen Schwerpunkten orientierte Struktur. Das kurze 20. Jahrhun-
dert in einem Band erhält ein spezifisches Gewicht, werden doch im
vorangehenden Lehrwerk rund drei Jahrhunderte mit einem Vorspann
zusammengefasst. Wo liegen bei diesem zweiten Band die Hauptak-
zente? Wo finden sich liechtensteinische Eigenheiten, was die Klein-
staatlichkeit betrifft?
Einmal ist es diese enge Verwobenheit als Kleinstaat mit den euro-
päischen Konflikten und Krisen. Der Erste Weltkrieg bildet mit der
neuen Verfassung von 1921 und der Herausbildung eines modernen Par-
teiensystems eine zentrale Scharnierstelle, um das liechtensteinische
Staatswesen zu erfassen. Die Rede ist denn auch von einer «Neuorientie-
31 Siehe Geschichte des Kantons Nidwalden, Bd. 1, S. 130.
32 Ebenda, S. 140.
33 Geschichte des Kantons Nidwalden, Bd. 2, S. 10.
34 Ebenda, S. 11.
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