Landesgeschichte im Geschichtsunterricht
Besprechung der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg praktisch keine oder
nur mehr sehr wenig Zeit zur Verfügung zu haben, obwohl dies von
allen als sehr wichtig erachtet wird. Einzelne Lehrpersonen suchen einen
Ausweg darin, für die Zeit vor der Französischen Revolution weniger
Unterrichtszeit aufzuwenden, um mehr Spielraum für die neuere Ge-
schichte, die Zeitgeschichte sowie die liechtensteinische Geschichte und
Staatskunde zur Verfügung zu haben.
Neue liechtensteinische Lehrmittel
Aufgrund der Kleinheit des Landes waren die Möglichkeiten zur Erar-
beitung eigener Lehrmittel in der Vergangenheit sehr begrenzt. Deshalb
wurden die meisten Lehrmittel seit jeher aus dem deutschsprachigen
Ausland bezogen, in der jüngeren Zeit vorwiegend aus Deutschland und
seit einigen Jahren vermehrt auch aus der Schweiz.
Den Hauptteil der speziell für Liechtenstein angefertigten Lehr-
mittel machten bis vor einigen Jahr(zehnt)en die Lesebücher aus.“ Diese
dienten nicht nur dem Deutschunterricht, sondern wurden, teilweise bis
in die 1960er- und 1970er-Jahre, auch für den Natur- und Heimatkun-
deunterricht sowie für den Geschichts- und Geografieunterricht zu
Liechtenstein eingesetzt. Eine Ausnahme bildete Johann Baptist Büchels
«Geschichte des Gebietes des heutigen Fürstentums Liechtenstein für
Schule und Haus» von 1894, die sich sehr umfassend mit der liechten-
steinischen Geschichte auseinandersetzte.® Einschränkend ist aber fest-
zuhalten, dass sich dieses Büchlein aufgrund der Komplexität des Inhalts
und der Sprache, des Schriftgrades et cetera für den direkten Einsatz im
Volksschulunterricht wohl nur sehr bedingt eignete.
Vor allem seit Beginn des 20. Jahrhunderts erhielten auf Liechten-
stein bezogene Inhalte in den Lesebüchern immer mehr Gewicht. «Alle
drei hauptsächlichen Lesebuchreihen, welche während des Ersten Welt-
kriegs, in den späten zwanziger und dreißiger Jahren bzw. in den fünfzi-
ger und sechziger Jahren herausgegeben wurden, enthalten beträchtliche
62 Siehe Annette Bleyle, «Schulbücher», in: HLFL, S. 858-860, sowie die Ausführun-
gen im Abschnitt «Entwicklung des Geschichtsunterrichts im 19. Jahrhundert».
63 Ebenda.
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