Historikerkommissionen
wurden weitere Forschungsprojekte realisiert. Abgeschlossen sind ein
Forschungsprojekt zu «Einbürgerungsnormen und Einbürgerungspra-
xis»® sowie eine Dissertation zum Thema «Fremde Richter» (1938 bis
1945).7° Auf eine Anregung der Historikerkommission geht auch die
Gründung des Vereins der Liechtensteiner Freunde von Yad Vashem im
Jahr 2001 zurück.
Christoph Merki hielt in seiner Rezension zu den Veroffentlichun-
gen der Historikerkommission fest: «Die wenig spektakulären Resultate
erregten kaum Aufsehen und wurden - wenn überhaupt — lediglich im
Lande selbst zur Kenntnis genommen.»”! Dem ist nicht viel hinzuzufü-
gen. Im Jahrbuch des Historischen Vereins wurden von kompetenten
Historikern ausführliche Rezensionen publiziert, die allesamt positiv
ausfielen. Vereinzelte kritische Anmerkungen — bei einem ebenfalls posi-
tiven Grundtenor — kamen lediglich von Jurgen Schremser.”
Die Liechtensteinisch-Tschechische
Historikerkommission (LTHK)
Die Tschechoslowakei entstand 1918 nach dem Zusammenbruch der
Habsburgermonarchie. Die Souveränität Liechtensteins anerkannte sie
nicht. Dies ermöglichte es, die Fürsten von Liechtenstein als Angehörige
der ehemaligen Habsburgermonarchie zu behandeln.”” Auf dieser
Grundlage wurden bis 1936 etwa 57 Prozent des fürstlichen Grundbe-
sitzes in Mähren und Böhmen in die Bodenreform einbezogen, das heisst
enteignet und zu etwa einem Viertel des effektiven Werts entschädigt.
Sämtliche Versuche des Fürstenhauses, sich mit rechtlichen Mitteln
dagegen zu wehren, blieben erfolglos. 1938 schien man sich im Fürsten-
haus weitgehend damit abgefunden zu haben. Die Lage entspannte sich,
69 Siehe Argast, Einbürgerungen.
70 Perrez, Fremde Richter.
71 Merki, Sammelrezension UHK, S. 2.
72 Siehe Schremser, Liechtensteins Rolle im Zweiten Weltkrieg. Siehe auch Schremser,
Erzihlverhiltnisse.
73 Zum Verhältnis zwischen Liechtenstein und der Tschechoslowakei nach dem Ersten
Weltkrieg siehe Quaderer, Benes; Quaderer, Liechtenstein und die Tschechoslowa-
kei.
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