Wissenschaftsfreiheit und Persönlichkeitsschutz
bei jedem einzelnen der Betreffenden (bzw. bei deren Nachkom-
men) einzuholen, würde unsere Möglichkeiten bei weitem über-
steigen. Es wäre für uns fatal, wenn wir da in endlose Verfahren mit
unzähligen Adressaten verwickelt würden; dazu fehlt uns die Zeit
ganz entschieden. Das noch verbleibende Jahr bis zum Ablauf der
Projektzeit brauchen wir für die Fertigstellung des Werkes und die
Vorbereitung des Drucks bis zum letzten Tag.
Forschungsinteresse geht vor: Was tun? Das Ruf- und Übernamen-
system des Landes muss Gegenstand der Forschung sein dürfen;
das erfordert die Wissenschaftsfreiheit. Immerhin haben wir uns
entschlossen, eine gewisse Grenze zur Gegenwart zu ziehen, indem
wir Personen, die nach 1950 geboren sind, gar nicht mehr in
Betracht ziehen. Damit wird auch zum Ausdruck gebracht, dass
uns weniger die Betrachtung des aktuellen Übernamensystems am
Herzen liegt, als vielmehr die Erfassung der älteren Verhältnisse,
welche fraglos einen wichtigen Beitrag zur Erhellung volkskundli-
cher, sozialer wie auch sprachlicher Mechanismen zu liefern ver-
mögen.
Vollständigkeit erwünscht: Dieses Namensystem lässt sich aber
nicht umfassend dokumentieren, wenn da aus einer differenzierten
Darstellungsstruktur heraus einzelne Elemente herausgebrochen,
lies: irgendwelche nicht genehme Namen gestrichen werden müss-
ten.
Unser Antrag: Aus wissenschaftlicher Sicht kann für uns nur eine
Publikation aller behandelten Rufnamen in Frage kommen. Müsste
hier «sortiert werden, wären die Folgen für das Werk gravierend;
damit müsste dessen Struktur kollabieren.
Anonymisierung der Übernamenträger: Was notfalls erwogen wer-
den kann, ist in besonders heiklen Fällen die Weglassung der Iden-
tifikation, also von Vor- und Familienname des/der Betroffenen.
In welchem Umfang? Allerdings müsste hier aus unserer Sicht der
Rahmen so eng wie möglich gezogen und das Verfahren möglichst
einfach gestaltet werden.
Datenvernichtung? Es liegt jedenfalls nicht in unserem Interesse,
einmal erhobene hilfreiche Daten (Identifikation von Namentri-
gern) vor der Publikation nun wieder löschen zu müssen und damit
dem Leser die Orientierung zu erschweren.»
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