Namenforschung im Spannungsfeld von
Wissenschaftsfreiheit und Persönlichkeitsschutz.
Das Liechtensteiner Namenbuch und die
Ruf- und Sippschaftsnamen: ein Fallbeispiel
Hans Stricker
Ab 1981 wurde im Rahmen des Projekts «Liechtensteiner Namenbuch»
die Sammlung, Darstellung und sprachliche Deutung sämtlicher Orts-,
Flur-, Gelände- und Gewässernamen auf dem Boden des Fürstentums
Liechtenstein durchgeführt.! Achtzehn Jahre später, 1999, konnte die
erste Projektetappe mit der Publikation eines sechsbändigen Orts- und
Flurnamenbuches abgeschlossen werden? Schon zwischen 1986 und
1991 waren fiir alle Gemeinden Flurnamenkarten im Massstab 1:10 000
erarbeitet und publiziert worden, deren Begleithefte den gesamten heute
lebenden Namenschatz auflisteten und topografisch beschrieben.
Von Anfang an war beabsichtigt, neben der Betrachtung der Gelän-
debezeichnungen auch die Namen der Landesbewohnerinnen und Lan-
desbewohner in all ihren Erscheinungsformen unter die Lupe zu neh-
men. Dies wurde bereits 1981 als Desiderat deklariert in einem Aufsatz,
welcher die Initialzündung zu dem in der Folge vom Historischen Ver-
ein für das Fürstentum Liechtenstein getragenen Projekt «Liechtenstei-
ner Namenbuch» bildete.? Die für die Archivarbeit eingesetzten Histo-
riker hatten deshalb von Beginn an nicht nur die Ortsnamen, sondern
auch die Personennamen im Auge.
1 Das Projekt «Liechtensteiner Namenbuch» wurde vom Verfasser dieses Beitrags
begründet und während 27 Jahren, von 1981 bis zum Projektabschluss 2008, gelei-
tet. Zum gesamten Projektverlauf siehe die jeweiligen Jahres- und Tätigkeitsberichte
des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein und des Liechtensteiner
Namenbuchs im Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechten-
stein, Bd. 81 (1981) bis Bd. 108 (2009), sowie die Werkgeschichten in Stricker /Ban-
zer/Hilbe, Liechtensteiner Namenbuch (fortan FLNB) 1/6, S. 99-201, und FLNB
11/1, S. 37-43.
2 FLNB 1/1-6.
3 Stricker, Die Schaffung eines Liechtensteiner Namenbuches, S. 222, 227.
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