Volltext: Was will Liechtenstein sein?

reicher, ja in sich verliebter Gegenläufigkeit zu Europa sich, nahe dem Übergang ins 21. Jahrhundert, auf die neuen Konstellationen einstellt und in wenigen Jahren umstellt und den Kurs ändert, dürfen wir uns da- ran orientieren. Müssen es. Die Idee, ein anderes Wetter als Tisis, Buchs und Mai- enfeld infolge anderen Wirtschaftsregimes zu haben, halte ich für eine Illusion. Die Nachbarn sind uns Orientierung. Sind mehr als Orientierung. Vergessen wir nicht die gestandene und noble Kameradschaft und Hilfe der Schweizerischen Eidgenossenschaft, von deren Überschuss an Pro - viant im Rucksack wir gewiss auch auf dem weiteren Weg zehren dür- fen, die uns schützt und freigibt, möchte sagen, geschwisterlich da ist. Es ist eine Verbindung freier Staaten, die unserer Selbständigkeit beisteht. Wir sollten nicht, uns überschätzend, schneller eilen wollen als die Schweiz, aber auch nicht weit langsamer. Auch wissen wir um die jahr- hundertealte, nur in dunklen Jahren unterbrochene Freundschaft Öster- reichs. Ich sprach von einigen Orientierungspunkten unseres Standortes in Europa, sozusagen in der Mitte seines Kraftfeldes; der Realität der Grössenentwicklungen um uns herum, wie sie sind und nicht wie wir sie möchten; auch davon, dass wir uns bei unserer Orientierung am Urteil der Nachbarn orientieren dürfen. Wenn die Schweiz, in deren unbeweg- ter östlicher Nische wir beschützt und doch frei wären, sich auf den Weg macht, sollten wir als selbständiges, aber kleines Staatswesen in ihrer Nähe bleiben. Das gibt uns Sicherheit bei mancher Unsicherheit. 4. Nicht nur das. Mich beschützt der Gedanke an eine weitere Sicherheit: das Netz der Region. Der Blick vom Hinterschellenberg in die Region zum Bodensee hat etwas ungemein Beruhigendes. Wir werden doch nicht, selbst wenn wir ein wenig abgeben müssen, mit unserer potenten Wirtschaft unter das Netz unserer Region herunterfallen. Es ist land- schaftlich, klimatisch, ökologisch, kulturell einer der privilegiertesten, harmonischen, humanen Lebensräume Europas mit, trotz politischer Grenzlinien, hoch entwickelter, auf kleine und mittlere, flexible Betriebe abgestützter Wirtschaft und hohem Standard, zwischen den Zentren Mailand, Zürich und München. Natürlich brauchen wir als Staat ein Mehr an Einnahmen. Doch mit unserem kleinstaatlichen Goodwill, unserer Meisterschaft, ausländi- 154Texte 
aus dem Nachlass von Gerard Batliner
	        

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