Volltext: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Empirische Analysen tere 7,8 Prozent an, dass sie sich zumindest einer Partei näher als den anderen fühlten. Lediglich 10,2 Prozent gaben an, überhaupt keine Par­ teibindung aufzuweisen. Überlegungen zum Wandel der Parteiidentifikation in Liechtenstein Der Wählerinnenanteil mit einer Parteiidentifikation bewegt sich in Liechtenstein zwischen rund 70 und 80 Prozent. Das ist im internationa­ len Vergleich sehr hoch. Wir können hier keine Vergleichsdaten aus frühe­ ren Jahrzehnten heranziehen, um eine Entwicklung nachzuvollziehen. Gemäss übereinstimmender Einschätzung einer befragten Elite haben sich aber die Parteibindungen zu den beiden Volksparteien in den letzten beiden Jahrzehnten gelockert. Es ist heute schwerer als früher vor­ herzusagen, wer welche Partei wählt. Allerdings kann dies auch mit einem veränderten Kommunikationsverhalten zusammenhängen. Während früher - ebenfalls gemäss Elitenbefragung - im Vorfeld von Wahlen ein klarer Positionsbezug der Wählerschaft zur einen oder anderen Partei üb­ lich war, begleitet von lautstarken Auseinandersetzungen in den Dorf­ wirtschaften - falls nicht sogar eine Separierung in «rote» und «schwarze» Gasthäuser erfolgte - und einer regen politischen Kontroverse im persön­ lichen Gespräch, spielt sich heute das politische Geschehen viel unpersön­ licher, vermittelt über Medien und Werbekommunikation ab. Es ist daher denkbar, dass die Parteifunktionäre aus diesen Gründen nicht mehr eine genaue Kontrolle über ihre Wählerbasis haben, ohne dass dies begleitet sein muss von einer tatsächlichen Lockerung der Parteibindungen. Wenn wir ferner berücksichtigen, dass es im Verlauf der liechtensteinischen Parteiengeschichte immer wieder Alternativen zu den beiden Volksparteien VU und FBPL gegeben hat, ist auch anzuneh­ men, dass es immer einen Anteil im Elektorat gab, welcher keine sehr starke Bindung zu den beiden Grossparteien aufwies. Die Höhe dieses Anteils ist mehr oder weniger an den tatsächlichen oder potentiellen Wahlergebnissen abzulesen und zwischen 10 und 20 Prozent anzusie­ deln.475 Es ist jedoch nicht auszuschliessen, dass diese Wählerinnen jeweils eine Parteiidentifikation zu einer dritten Partei aufgebaut haben. 475 In den 30er Jahren wurde unter dem Eindruck des Nationalsozialismus eine Sperrklau­ sel von 18 % eingeführt. Dies dürfte damals dem maximalen Potential einer national­ sozialistischen Partei (einschliesslich Sicherheitsreserve) entsprochen haben. In den 246
	        

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