Volltext: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Medien und Wahlbeeinflussung Massenmedien einen kleinen Einfluss darauf haben, was die Adressaten über etwas denken, könnte ihr Einfluss darauf, über was die Adressaten nachdenken und reden, möglicherweise grösser sein. Wenn es im Ent­ scheidungsbereich der Massenmedien liegt, welche Themen und Ereig­ nisse sie auf die Agenda setzen wollen, käme ihnen in dieser Hinsicht zweifellos eine grosse Bedeutung zu. Speziell auf das Wahlverhalten bezogen könnte diese Wirkung folgen- dermassen beschrieben werden: Wenn politische Sachfragen (Issues) einen Einfluss auf das Wahlverhalten haben, wird es mitentscheidend sein, welche Sachfragen durch die Massenmedien vorrangig thematisiert werden und welchen Parteien in Bezug auf diese Sachfragen die grösste Problemlösungskompetenz zugesprochen wird. Die Wahlchancen der entsprechenden Partei müssten dann steigen. Zahlreiche Untersuchun­ gen zum Agenda-Setting der Massenmedien belegen, dass die Medienbe­ richterstattung tatsächlich die Rangordnung der Wichtigkeit politischer Themen in der Wahrnehmung der Bevölkerung stark beeinflusst.290 Die Massenmedien haben durch die Aufmachung und Häufigkeit ihrer Be­ richterstattung einen Einfluss darauf, welche Themen für besonders wichtig und lösungsbedürftig angesehen werden und welche nicht. Gleichzeitig zeigen aber die Studien auch, dass die Wirksamkeit des Agenda-Setting der Massenmedien umso grösser ist, je mehr sich die Realität der direkten Wahrnehmung der Bevölkerung entzieht. Bezogen auf die politischen Verhältnisse in Liechtenstein und den Einfluss der Medien auf das Wahlverhalten stellt dies zweifellos eine gravierende Restriktion für die Medienwirkung dar. Denn in überschaubaren Ver­ hältnissen ist es möglich, sich über viele Sachverhalte ein medienunab­ hängiges Bild zu machen. Inwieweit beeinflusst aber die quantitative Themensetzung die quali­ tativen Einstellungen der Bevölkerung? Auch in dieser Hinsicht kommt den Massenmedien eine Bedeutung zu, selbst wenn man in Abrede stel­ len will, dass die Medien direkt Meinungen verändern können. Denn allein durch die Auswahl von Themen - bzw. die Nichtauswahl anderer Themen - ergibt sich bei den Rezipienten eine spezifische Problemwahr­ nehmungsstruktur, die letztlich auch einstellungsrelevant ist. «Massen­ medien», so 
Brettschneider, «können also, indem sie beeinflussen, wor­ 290 Vgl. Brettschneider 1994; Voltmer 1997. 123
	        

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