Volltext: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Medien und Wahlbeeinflussung bedeutende korrektive Funktion im politischen System einnehmen und zu politischen Agenda-Settern avancieren.279 Die Politik hat sich in die­ sem Modell den Gesetzen der Medienlogik zu beugen, die unter ande­ rem geprägt ist von Ereignismerkmalen wie Negativismus, Überra­ schung, Personalisierung, Elitestatus, gesellschaftliche Relevanz und kulturelle Nähe.280 Eine totale Unabhängigkeit der Medien widerspricht jedoch der Rea­ lität. Einerseits sind die Medien in aller Regel ökonomischen Zwängen unterworfen, die auch auf ihre redaktionelle Arbeit Einfluss haben kön­ nen. Hohe Einschaltquoten und Auflagen sind das Lebenselexier der Medien, die sich auf dem Markt behaupten und ohne öffentliche Sub­ ventionen leben müssen. Andererseits ist aber auch der kritische Journa­ list und Berichterstatter in ein Interaktionssystem281 mit den Vertreter­ innen der Politik eingebunden, das auf einen beiderseitig akzeptierten Verhaltenskodex aufbaut und von einem Vertrauensverhältnis geprägt ist, das allzuleicht in eine «Komplizenschaft» einmünden kann.282 Bottom-up-Modell Im dritten Modell, dem «bottom-up-Modell»,283 wird die Mani- pulierbarkeit der Öffentlichkeit durch die politischen Akteure und durch die Medien angezweifelt. Der kritischen Öffentlichkeit stehen ebenfalls Möglichkeiten zur Verfügung, die ein wirksames Gegenge­ wicht gegen eine Einflussnahme von oben darstellen können (eigene Zeitungen, Zeitschriften, neue Medien, Vereine, Bürgerinitiativen usw.). Die drei Modelle unterscheiden sich vor allem in der Gewichtung der Relevanz der Akteure. Im top-down-Modell spielt die Politik die füh­ rende Rolle, im Mediokratie-Modell die Medien, im bottom-up-Modell die kritische Öffentlichkeit. 279 Vgl. dazu Kepplinger 1994 und 1998; Böckelmann 1989; Oberreuter 1989. Meng (1997) hebt dabei besonders auch den Einfluss der Medienrealität auf den Transformations- prozess der politischen Parteien hervor. 280 v. Alemann 1997: 488. Oberreuter (1989: 36) schreibt: «Die Mediatisierung der Politik bedeutet, dass die Medien, das Fernsehen voran, die Politik weithin ihren Eigengesetz­ lichkeiten unterworfen haben.» 281 Jarren (1994) prägt den Begriff «Verhandlungsnetzwerk». 282 Vgl. Sarcinelli 1992: 46 f., der auch von einem «Tauschverhältnis mit wechselseitiger Abhängigkeit» spricht. 283 v. Alemann 1997: 489. 119
	        

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