Volltext: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Parteien und Parteiensystem Soziostrukturelle Basis Der wirtschaftliche Aufschwung in Liechtenstein hat zu einer zuneh­ menden gesellschaftlichen Mobilität geführt. Die Beschäftigung im Ag- rarsektor ist von 1930 bis 1990 von fast 40 auf 2 Prozent zurückgegan­ gen. Die Kinder und Enkel der Landwirte sind Industriearbeiter, Bank­ direktoren, Verwaltungsangestellte geworden. Vermutlich wählen aber fast alle die gleiche Partei, da sich die Parteien den Veränderungsprozes­ sen angepasst haben und versuchen, alle Interessen so weit wie möglich abzudecken. Der wirtschaftliche und gesellschaftliche Wandel war nicht von Parteineugründungen und dem Niedergang alter Parteien, sondern von einem Wandel der Parteien begleitet. Im gleichen Mass, wie sich die Unterschiede in der Wählerbasis der beiden grossen Volksparteien nivel­ liert haben, dürfte sich auch eine weitere ideologische Annäherung der Parteien vollzogen haben. 2.3.6 Zusammenfassung: Parteien bei den Wahlen 1997 Bei den Landtagswahlen 1997 kandidierten die beiden Traditionspar­ teien VU und FBPL, deren Ursprung direkt oder indirekt auf die Zeit der ersten Parteigründungen im Jahr 1918 zurückreicht, sowie die FL. Die VU und die FBPL sind dem Lager der christdemokratischen Volks­ parteien zuzurechnen, die FL dem Lager der ökologischen Parteien. Von 1939 bis zu den Landtagswahlen 1997 befanden sich die VU und die FBPL in einer gemeinsamen Regierungskoalition. Die stärkere der beiden Parteien konnte dabei jeweils den Regierungschef stellen. In der liechtensteinischen Parteiengeschichte sind immer wieder Versuche von dritten Gruppierungen festzustellen, sich im Parteiensystem festzuset­ zen. Die FL war aber 1993 die erste Partei, die als dritte Partei neben der VU und der FBPL in den Landtag einziehen konnte. Im internationalen Vergleich zeichnet sich das liechtensteinische Par­ teiensystem durch eine kleine Zahl an Parteien und durch eine geringe ideologische Distanz zwischen den Parteien aus. Die FL bringt zwar etwas mehr Farbe in die Parteienlandschaft, ohne deswegen die hegemo- niale Stellung der christdemokratischen Parteien zu brechen, zumal sich auch die FL weitgehend auf dem ideologischen Terrain der beiden Volksparteien bewegt. 105
	        

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