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gleichen halte ich es für meine Pflicht, dem Verleger des Werkes,
Herrn Eckart Schumacher von Marienfrid, den besonderen
Dank für die schöne Ausführung des Gesamtwerkes auszusprechen,
das nun als Landesflora, konsequent nach einem Plane verfaßt
und glücklich zu Ende geführt, ein Unikum in der botanischen
Literatur der Erde darstellt.
Überblicken wir das bisher Erreichte, so will es uns im
Ganzen scheinen, daß der von Heufler i. J. 1850 gemachte Aus-
spruch: „Es ist viel geschehen für die Moosflora Tirols und
wenig; viel, wenn man Tirol mit den meisten anderen Kron-
ländern vergleicht, wenig, wenn auf das gedacht wird, was noch
zu tun übrig bleibt“ — auch für die Siphonogamenflora noch
immer seine Geltung behält: viel, wenn man die Masse und
Vielseitigkeit des Geleisteten überblickt, wenig, wenn. man be-
denkt, wie viele kritische Pflanzengattungen noch ihrer Klärung
harren und wie lückenhaft die gesicherten Angaben über mono-
graphisch bearbeitete Gruppen dastehen, ferner wie viele exakte
auch außersommerliche Höhendaten, wie viele zuverlässige Sub-
stratangaben, wie viele Beobachtungen über Vergesellschaftung
u. 8. W., zu welchen gerade ein so instruktives Gebirgsland in
unerschöpflicher Fülle Gelegenheit bietet, noch erforderlich wären,
um die Lebensverhältnisse der einzelnen Arten mit annähernder
Sicherheit zu ermitteln. Dazu bedürfte es in erster Linie eines
allgemeineren Interesses im Lande selbst, denn nur der Ein-
heimische ist in der Lage, solche Forschungen kontinuierlich in
jedem Terrain und mit der nötigen Ruhe zu unternehmen,
während der seine hochsommerlichen Ferienwochen in den Alpen
flüchtig und größtenteils mit Ausschluß der Tiefenregionen ver-
bringende Tourist, dessen Orientierung meist nur im Reise-
handbuch und der geläufigen floristischen Literatur besteht, der
also immer noch wie einst ‘Baron Hausmann schrieb, „vorzieht,
den Fußstapfen anderer zu folgen, als neue zu treten“ — nur
Unvollkommenes leisten kann.
Innsbruck, am 1. Juli 1913.
Prof. Dr. K. W. v. Dalla Torre.