Volltext: Die Pilze (Fungi) von Tirol, Vorarlberg und Liechtenstein

526 
Uncinula 
North American Fungi Nr. 992 (1876); das Oidium: Oidium Tuckeri 
Berk., Erysiphe? Tuckeri De Bary. — Rhh. H. (Wint.) p. 34: 
Auf Vitis vinifera: „Mehltau des Weines“, „Traubenkrankheit“, 
„Traubenfäule“, „Malattia delle uve“, „Male delle uve“. 
Dieser zuerst im Jahre 1845 in Margate an der Themse- 
mündung von Tucker beobachtete Pilz trat 1848 in Paris auf, erreichte 
1851 das südliche Frankreich, verbreitete sich binnen kurzem von 
der ligurischen Küste bis Neapel und drang endlich gegen den Herbst 
hin bis Bozen: vor. 
Am 3. August 1851 bemerkte Ludwig v. Comini auf seinem 
Gute im Bozner Boden bei zwei Pergeln, daß die Trauben nicht 
blauen wollten, einen leichten, mehlartigen Ueberzug hatten und 
viele Beeren daran aufzuspringen begannen; „die Ausläufer, an 
welchen die Traube hängt“, waren stark gefleckt und widerlich 
riechend. Ignaz Freiherr von Giovanelli machte in Andrian die 
gleichen Beobachtungen. Diese Erscheinungen standen aber damals 
noch vereinzelt. Gegen Ende Mai 1852 bemerkte man, daß das Laub 
nicht mehr so üppig wachse; es wurde blatterig, schrumpfte und 
entfärbte sich; die Gabeln fielen ab (Comini 1 p- 1). Schon Mitte 
Juni verbreitete sich das Gerücht, daß die Beeren anliefen und einen 
mehlartigen Ueberzug hätten, Am 21. Juni fand Comini die ersten 
Spuren bei seinem Hause und am 24. Juni war schon das ganze Gut 
angegriffen. Die Krankheit verbreitete sich in wenigen Tagen mit 
einer Schnelligkeit, die an das Unglaubliche grenzte (Comini 1 p. 2). 
1852 irat sie zuerst in jenen, mehr sonnigen Lagen auf, die bei 
enge aneinander gereihten Pergeln dem Luftzuge weniger ausgesetzt 
waren; sie erschien daher am ersten in Fagen bei Gries und „im 
Dorfe“, dehnte sich jedoch schnell aus und schien beinahe die ganze 
weinerzeugende Gegend ergriffen zu haben. In weiten Strecken war 
nicht ein Weingut verschont geblieben und es waren zahlreiche 
Besitzungen, in denen man vergebens nach nur einer gesunden 
Rebe oder Traube suchte. Districte, die bis Ende Juni verschont 
geblieben waren, wie z. B. in Haslach, wurden in wenigen Tagen 
ebenso ergriffen. Nicht weniger waren auch die hohen Lagen der 
Seuche unterworfen ; in Kampenn, ja selbst an der oberen Grenze 
des Weinbaues gegen Jenesien und Afıing zeigte sich die Invasion 
in dem Grade wie in der Ebene. In luftigen Orten mit kühleren 
Böden war dieselbe später weniger intensiv, wie z. B. im Boden 
nahe am Eisak, Grutz und Neubruch (Comini 1 pP- 6--7), Im Jahre 
1853 erschien das Oidium, offenbar durch die ungewöhnlich feuchte 
Witterung begünstigt, schon vor und während der Blütezeit der 
Reben (Comini 1 p. 2). Hugo von Mohl aus Tübingen, welcher 
zur Erforschung der Krankheit nach Südlirol gekommen war, traf 
dieselbe, „deren erste Spuren schon ungefähr am 10. Juni bemerkt 
worden zu sein scheinen“, am 23. Juni bereits sehr allgemein aus- 
gebrochen (Mohl 1 Sp. 586). Inder zweiten Hälfte des Sommers hatte 
die Epidemie eine solche Verbreitung erlangt, daß es in der Gegend 
von Bozen unmöglich war, auch nur ein Blatt oder eine Traube 
aufzufinden, welche sich nicht unter der Lupe mit Schimmelfäden 
übersponnen gezeigt hätten und zugleich eine solche Intensität 
erreicht, daß die ganze Weinernte zerstört wurde. Ja selbst in Meran, 
wo die Krankheit in geringerem Grade als bei Bozen zerstörend 
gewirkt hatte, konnten nur mit Schwierigkeiten die wenigen Zentner 
Trauben, welche die Curgäste nötig hatten, zusammengebracht werden 
(Mohl 1, c. Sp. 137, 138). Die Aussichten auf die Weinlese waren 
auch im Jahre 1854 höchst betrübend. 1855 und 1856 wütete die
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.