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Nord nach Süd an einem Tage oder gar in wenigen
Stunden rüstigen Fußes durchqueren kann, wenn er von
einer günstig situirten Höhe den ganzen Staat zu seinen
Füßen liegen sicht, und noch mehr vielleicht, wenn er
inne wird, wie dies Häuflein Menschen, welches ander-
wärts kaum eine fleine Stadt oder einen ansehnlichen
Marktflecken zu beleben genügen würde, mit regem
Gemeinsinn ausgestattet sich als ein Ganzes fühlt, mit
warmer Liebe an dem Stückchen Erde hängt, das ihm
jeine ganze Heimat repräsentirt.
Zu den kleinsten dieser Kleinstaaten Europas gehört
das Fürstenthum Liechtenstein, ein echtes Alpenland in
dem schönen oberen Rheinthal, das auch dem Touristen
manch Sehenswerthes bietet und daher, an der heute
vielbefahrenen Route zwischen Borarlberg und der
Schweiz gelegen, einen Abstecher wohl verdient. DeShalb
möchten wir die Aufmerkjamkeit weiterer Kreise auch
auf dieses anziehende Ländchen lenken.
Das Fürstenthum Liechtenstein, zwischen 479 3' und
4709 16“ nördl. Br. und zwischen 279 9' und 27* 18'
östl. L. v. F. gelegen, lehnt sich an den westlichen Abfall
des Rätikon zum Oberlaufe des Rheines und bildet
mit seinem größten Theile die rechte Seite des Nhein-
thales vom Fläscherberg im Süden bis hart oberhalb
der -JUmündung im Norden, ein Dreieck, welches sich
nordwärts zuspißt. Zwischen Vorarlberg im Osten, den
Schweizercantonen Graubünden im Süden und St. Gallen
im Westen ist es natürlich gut begrenzt, da gegen Süd
und Ost im allgemeinen der westlichste Höhenkamm des
Rätikon, im Westen der Rheinlauf die Grenze markirt.
Demgemäß ist auch die Hauptabdachung westwärts zum
Flusse gekehrt, während eine zweite Richtung der Ab-
dachung nach Norden geht, sowol auf der Höhe des
abfallenden Gebirges, wie im Rheinthal. Liechtenstein
umfaßt aber nicht blos die rechte Seite des lekteren,
sondern auch noch den oberen Theil de3 von Norden