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Otelfingen, Eine geringe Erhöhung gleich ausserhalb des Dorfes gegen Würenlos, auf der Nord-
seite der römischen Heerstrasse, heisst seit jeher »Auf Mauren«. Die ältern Leute des Dorfes erinnern
sich, dass hier Gemäuer ausgebrochen wurde.
Ottenbach. Oestlich von der Reuss erhebt sich beim Dorfe Ottenbach bis zur Höhe von 140 Meter
über den Fluss ein Hügelzug, der den Namen Isenberg trägt. Der erste Theil dieses Wortes kommt
in Benennungen von Anhöhen im Thale der Reuss mehrmals vor, erscheint auch öfter in andern
Theilen unsers Landes in der Bezeichnung von Localitäten. Er wird von Iso, einem bekannten alt-
deutschen‘, in unsern Urkunden häufig wiederkehrenden Mannesnamen abgeleitet 1). An der südwest-
lichen Abdachung des Isenberges, nur wenige Meter unter dem Gipfel, bemerkt man mitten im Walde
von Gestrüppe verhülltes römisches Gemäuer und hier und dort ein Bruchstück eines römischen Dach-
ziegels. Es sind diess die Ruinen, mit denen sich die Alterthumsfreunde des 16., 17. und 18. Jahr-
hunderts darum viel beschäftigten, weil dieselben von dem Landvolk Heidenkirch ?) genannt werden
und auf dem Isenberg liegen, folglich als Reste eines Isistempels betrachtet wurden. Stumpf, Bullinger,
Simmler, Hottinger und alle übrigen Alterthumskundigen sprechen von diesem Isistempel als »von
einem herrlichen Gebeuw«, und erinnern daran, dass der Isisdienst, wie aus einer Inschrift zu Wet-
tingen hervorgehe (Mommsen No. 241), in unserer Gegend sehr verbreitet gewesen sei.
Als im Jahre 1741 die Ausgrabungen zu Lunnern (siehe diesen Artikel), welcher Ort nach Otten-
bach kirchgenössig ist, beendigt waren, beschloss man, in der Hoffnung, eine Inschrift oder einen
Mosaikboden zu finden, die Ruinen des Isistempels auf dem nahen Isenberg zu untersuchen. Man
bemerkte bald, dass diese Stelle schon früher durchwühlt worden war, und erfuhr, dass zum Bau der
Kirche von Ottenbach und mehrerer Häuser in der Gegend hier Steine geholt worden seien. Indessen
kamen die Grundmauern eines 85’ langen und 55‘ breiten Gebäudes und in demselben ein kleines
Gemach zum Vorschein. Einige hundert Schritte von diesem Tempelgebäude entdeckte man noch
andere Mauerreste, welche man als die Wohnungen der Priester betrachtete 3). Obgleich die Ergeb-
nisse der Ausgrabungen in der Heidenkirch völlig unbefriedigend waren und weder »Säulen noch ein
Portal« aufgefunden wurden, hat sich doch die Sage von dem Dasein der Trümmer eines Isistempels
bei den Thalbewohnern aufrecht erhalten 9.
Gegenwärtig kann über die Bedeutung der Gebäude auf dem Isenberg kein Zweifel mehr walten.
Zum Zwecke der Urbarmachung des Bodens wurde nämlich.im Winter von 1863—64 der Theil des
Waldes, in dem sich die Ruinen befinden, umgeschlagen und das Gemäuer ausgegraben. Herr Cantons-
rath” Hegetschweiler in Ottenbach hatte die Güte, im Interesse der Alterthumskunde einen Plan der
aufgedeckten Mauern aufzunehmen und für die Aufbewahrung der Fundgegenstände zu sorgen. Ueber
die Ausdehnung und Beschaffenheit der Anlage verdanken wir ihm nachfolgende Notizen: Das Haupt-
') Siehe Meyer’s Ortsnamen Bd. VI. unserer Mittheilungen. |
*) Breitinger erzählt: »Bei den Einwohnern dasiger Gegend sei ein Sprichwort, dass man von einem, der die Kirche
versäume, sage, er sei in Iseliskirch gewesen.« Der Name Heidenkirch, so wie diess Sprichwort, ist gewiss nicht älter, als
die etwa von einem Ortsgeistlichen gemachte Entdeckung, dass das Gemäuer auf dem Isenber& ein Isistempel sei.
*) Siehe die bei Lunnern angeführten Schriften Breitinger’s und Sulzer’s.
*) Ueber das angebliche Dasein eines zweiten Isistempels auf dem eine Stunde vom Isenberg entfernten Iselisberg, auf
dem ebenfalls römisches Gemäuer vorkommt. siehe unter Iselisberg (Aargau).