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Der Raum G scheint ein Gang gewesen zu sein. An den weissen Wänden zeigten sich Bordüren
von rother Farbe.
In der obern Ecke des Raumes H, dessen Eingang sich bei qy befand, lag ein grosser Haufen
Austernschalen.
Ueber den Raum /, an dessen südlicher Wand eine Mauerbank angebracht ist, können wir weiter
nichts berichten, als dass bei h eine 21% Fuss weite, sehr flache, aus Juramarmor gearbeitete Schale
gefunden wurde, die bei der früheren Nachgrabung in einem der Badezimmer, vielleicht D, gefunden
und hier niedergelegt worden war.
Die Beschaffenheit des Raumes X ist leider ebenfalls ununtersucht geblieben. Es befindet sich
in. demselben ein. halbrunder Einbau mit erhöhtem Fussboden, der durch die Mauer i in zwei Theile
getheilt und bei &, am Fussboden, mit Wasserabzugsröhren versehen ist.
Das Gebäude dehnte sich nach Süd und Ost aus, allein nach jener Seite setzte der Teich, nach
dieser die Mühle den Nachgrabungen ein Ziel. Wie weit sich dasselbe auf die Westseite erstreckte,
ist ebenfalls unbekannt. Die Mauern sind sämmtlich aus Backsteinen, Jurakalkstein, Tufstein und
Kieselsteinen mit einem Ueberflusse des besten Mörtels erbaut und desshalb von einer ausserordent-
lichen Festigkeit.
Das Dasein eines unterhalb der Oekonomiegebäude befindlichen und mit diesen durch eine Mauer
verbundenen Wohngebäudes geht daraus hervor, dass bei einer flüchtigen Aufschürfung des Bodens
ein Raum mit einem wohlerhaltenen Herde zum Vorschein kam, der, aus grossen Backsteinen construirt,
3‘ hoch, 4‘ breit war und 4' in das Gemach heraustrat. (Taf. IX. Fig. 3.) Später wurde in der-
selben Gegend noch ein ganz ähnlicher Herd in einem zimmerartigen Raume entdeckt, von dem man,
da Reste: von Mosaik darim vorkamen, vermuthete, er sei nicht zum Kochen, sondern zur Erwärmung
bestimmt gewesen.
Die bei den Ausgrabungen des antiquarischen Vereins aufgehobenen Alterthümer bildeten, wie
sich denken lässt, nur eine unbedeutende Nachlese zu den im Jahre 1789 entdeckten, und bestanden
in Fragmenten von Fensterscheiben, Scherben von aretinischem Geschirr, einer thönernen. Lampe
mit. dem Namen der Offizin Eucarpi, Ziegeln mit den Marken der XI und XXI Legion, einer grossen
Backsteinplatte, auf welcher der Stempel L. XXI vier Mal in der Form angebracht ist, dass die Ein-
drücke ein Viereck einschliessen, und, merkwürdiger Weise, einem Ziegelstück mit dem Stempel D. S. P.
(Siehe erste Abtheilung 8.289.) Bruchstücke von Amphoren, Wasserkrügen, Lampen und Thongeschirr
der verschiedensten Form, Qualität und Bestimmung kamen haufenweise zu Tage. Alle drei Nach-
grabungen lieferten auch nicht Eine römische Münze.
Noch müssen wir anführen, dass an verschiedenen andern Stellen sich ebenfalls Gemäuer zeigt,
z. B. einige hundert Schritte östlich von dem Orte der Ausgrabung am Fuss des Rebberges. Hier
tritt eine Mauer von ausserordentlicher Festigkeit zu Tage, die mit der Fronte der oben beschriebenen
Gebäulichkeiten parallel läuft, von der Ostseite des obern Wohnhauses anzuheben scheint und eine
ziemliche Strecke in gerader Linie fortzieht. Diese 7— 8‘ dicke Gussmauer besitzt ähnlich den
Festungsmauern eine Bekleidung von kleinen, rechtwinklig zugerichteten Steinen von Muschelsandstein,
Tufstein und Kieselstein mit gänzlicher Beiseitelassung des ganz nahe befindlichen Jurakalkes des
Lägernberges. Sie soll eine Reihe von kleinen, thurmartigen, viereckigen Gebäuden verbunden haben,
deren innerer Raum ungefähr 10’ ins Gevierte betrug. In dem äussersten Thurme nach Ost, dessen