Volltext: Fürstin Eleonore Liechtenstein

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Oper gesungen hatte und die Geliebte des Staatskanzlers 
war. Der Herzog saß neben der Gräfin und meinte: Spiel 
und Gesang der Gabrieli gefielen ihm besser. Als die Gräfin 
zustimmte, erwiederte der Herzog: „OD Madame, Sie verdienen 
wahrhaftig meine Bewunderung; Graf Kaunitz hat alle Ur- 
sache, Ihnen für diese Gefälligkeit dankbar zu sein, denn das 
ist das beste Mittel , ihn zurückzuführen.“ Leopoldine war 
tief erschro>en, wollte aber ihre Unkenntniß nicht gestehen 
und sagte ruhig, daß sie Niemand geniren wolle und ihre 
Methode sei immer gewesen, nicht zudringlich zu sein. Zu 
Hause nahm sie jedoch ihre vertraute Kammerfrau in's Ber- 
hör und diese erzählte ihr, daß der Graf jeden Morgen zeit- 
lich ausSgehe und spät in der Nacht nach Hause komme, daß 
er im Sommer mit der Sängerin eine Partie auf das Land 
gemacht u. a. Die Gräfin gab aber doch das Concert, die 
Gabrieli kam und sang vortrefflich; der Graf hörte zu und 
sprach kein Wort. Leopoldine schien sr heiter, klaschte 
Beifall, aber vor ihren Augen tanzte alles herum, es kam 
ihr vor, als wenn alle Bli>e nur auf sie gerichtet wären. 
Sie war tief ergriffen. Stolz, Zorn, Demüthigung und Ber- 
achtung kämpften in ihrer Seele. „Mein Mann hat mich 
nie geliebt“, klagte sie ihrer Schwester; „ich habe ihm meine 
Ruhe und Freiheit geopfert und muß ihn nun verachten. 
Wir sind nicht für einander geschaffen, wenn ich sparen will, 
will er Schulden machen, hat aber nicht den Muth, seinem 
Vater oder der Tante zu schreiben; ich werde es thun müssen, 
denke dir meine Lage, ich habe hier keinen Menschen, dem 
ich vertrauen kann, ih muß im alten Zuge fortleben und 
darf die Verzweiflung meines Herzens Niemand zeigen.“ 
Einen Augenbli> dachte sie daran, sich von ihrem Manne 
„ 
G*
	        

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