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er glich vielmehr einem kritteligen Schulmeister als einem
Staatsmanne. Ex vermied auch aus Grundsatz jeden Ber-
fehr mit den Parteien und den Fremden; wo er nicht aus-
weichen konnte, sprach er über wissenschaftliche und künst-
leris<e Gegenstände. Seine Frau war ebensowenig beliebt.
Die adeligen Frauen behandelten sie ho<hmüthig, wie zur
geconde noblesse gehörig, aber sie versäumten doch nicht,
sie zu besuchen und ihr zu schmeicheln ).
Land und Volk waren im verwahrlosten Zustande , die
Regierung schwach, die Zustiz schlecht, die Marine verfallen,
die Armee größtentheils aus Fremden zusammengesetßt, die
öffentlichen Einkünfte wurden von den Gläubigern in Beschlag
genommen, Handel und Industrie lagen darnieder. Im In-
neren des Landes herrschte eine Barbarei ohne Gleichen.
„Mit 15.000 Mann guter Soldaten", schrieb die Gräfin
Kauni an ihre Schwester *, „könnte man das Reich mit
einem Handstreiche erobern; die Neapolitaner hassen die gegen-
wärtige Regierung und der Adel würde die Oesterreicher mit
Freuden aufnehmen ; wenn wir des Königs von Preußen und
unserer anderen Nachbarn sicher wären, würde ich das Ge-
lingen des Unternehmens garantiren, obwohl der König nicht
so von Verräthern umgeben ist, wie einst Karl VU. I<
glaube, es wäre besser für unseren Hof, sich niemals mit
dem hiesigen zu verbinden. Wenn eine unserer Erzherzoginnen
Königin wird, so heißt das auf das Königreich verzichten
und wer weiß, ob wir nicht früher oder später im Stande
sein werden, das Land zurüFzuerobern.“ Als im Zuli 1766
1) Briefe vom 5. Dec. 1764, 8 , 26. Jänner 1765.
2) 13. November 1764.