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men, aber sie war so reizlos, daß sie ihm nicht gefallen
konnte; er ging dann nach Straubing, um die Prinzessin
Zosepha, die Schwester des Kurfürsten zu sehen, als er aber
zurüfehrte, erklärte er seiner Mutter, sie habe ihm nicht
gefallen, er könne sich nicht für ja oder nein entscheiden und
überlasse ikr die Wahl. Die Kaiserin nahm das nicht auf
sich, bis der Kaiser, den man für Zosepha von Baiern ge-
wonnen hatte, mit Joseph sprach, und dieser fügte sich. Maria
Theresia drang in ihrer gewohnten Lebhaftigkeit auf Be-
sc<leunigung der Heirat, bestimmte dieselbe für den Fasching
und schrieb eigenhändig die Ordnung des Einzuges und Zu-
sammensetzung des Hofstaates der künftigen Schwiegertochter
nieder. Joseph fuhr seiner Braut bis Linz entgegen und am
23. Zänner Abends 7 Uhr wurde in Schönbrunn die Trau-
ung vollzogen. Dann folgte eine Reihe von glänzenden
Festen bei Hofe, bei den Gesandten und bei dem Adel:
Opern, Serenaden, Bälle und Schlittenfahrten. Das pracht-
vollste Fest gab der bairische Gesandte im Schwarzenbergischen
Garten, wo trotz der Winterkälte eine großartige Beleuchtung
veranstaltet war und alle Gäste in Domino erschienen. Za,
die Feste dauerten bis in das Frühjahr hinein. Die Kaunitz
schrieb an ihre Schwester ?: „Wie die Dinge wechseln; im
vorigen Jahre war um diese Zeit allgemeine Trauer wegen
des Todes der armen Isabella, heute herrscht Freude und
wenige gedenken der schönen Frau; vielleicht ist es gut, denn
der Vergleich würde ihrer Nachfolgerin schaden; wie bedauere
ich die arme bairische Prinzessin, so den Bli>en aller Leute
ausgesebt zu sein.“ Während manche die Pracht und Hei-
1) 8. December 1764.