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einmal eine Neigung gewaltsam über ihn kommen *).“ Schon
in Frankfurt hatte ihm der Erzbischof von Köln die achtzehn-
jährige liebenswürdige Prinzessin Elisabeth von Wolfenbüttel
vorgeschlagen, aber Joseph hatte ausweichend geantwortet,
weil fie für den Prinzen von Preußen bestimmt war *). Zm
October 1764 erwartete man in Wien die Verlobung Zosephs
mit der Prinzessin von Modena, welche, wiewohl erst 14 Zahre
alt, so ausgebildet wie mit 20 Jahren und vollkommen hei-
ratsfähig war. Aber in der Familie wie im Hofkreise machte
sich ein großer Widerstand gegen diese Verbindung geltend.
Eine Schwester der Mutter der Prinzessin war an den Für-
sten Montemilto, eine andere an den Prinzen Albani ver-
heiratet und der Stolz des Hauses Oesterreich empörte sich
bei dem Gedanken, daß die Kinder Zosephs solhe Vettern
aus dem italienischen Lehens8adel haben sollten; auch erinnerte
man sich, daß die Großmutter eine Tochter der Montespan,
der Geliebten Ludwigs XIV. war *, Joseph 11. war am
meisten geneigt für eine Verbindung mit der jüngeren Schwester
seiner ersten Frau, der Prinzessin Luise von Parma; aber
sie war für den Thronfolger in Spanien bestimmt, und als
Maria Theresia Schritte that und an den König von Spanien
schrieb, antwortete dieser, daß die Heirat seines Sohnes mit
der Prinzessin von Parma von seiner verstorbenen Frau be-
schlossen sei und er wäre es ihrem Andenken schuldig, nicht
2) Neapel, 4. December 1764.
?) Joseph an Maria Theresia , 8. Apri! 1764. Arneth, Maria
Theresia und Joseph I1., 1. 89.
3, Quel horreur allier un si vilain Sang 4 Vain de la maison
d'Autriche, Eleonore an Leopoldine, 1. October 1764,