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Graf Waldstein als böhmischer Wahlbotschafter, die Fürsten
Auersperg, Eßterhazy, Schwarzenberg, der Reichskanzler Graf
Colloredo, der Oberstkämmerer Graf Khevenhüller und eine
Reihe junger Edelleute. Von den eingeladenen ,, Ehrendamen“
waren nur wenige erschienen : aus dem Reich die Prinzessinnen
von Hessen-Darmstadt und Nassau-Usingen , aus Oesterreich
die Gräfinnen Khevenhüller, Waldstein und die junge Fürstin
Karl Liechtenstein. Zoseph schrieb damals seiner Mutter:
„Die deutschen Frauen gefallen mir in ihrer äußeren Exr-
scheinung viel besser als die Frauen in Wien; sie sind höf-
licher und haben mehr Geist)“.
Eleonore war nicht sehr entzüt von der Gesellschaft,
die sie hier traf und fand die fortwährende Unruhe, die vielen
Besuche und leeyen Gespräche, die Diners und Soupers un-
erträglich, aber es gewährte ihr doch eine wohlthuende Freude,
als sie aus den Fenstern ihres Hauses auf den Krönungszug
niedershaute. Trotz der schäbigen Pracht und der veralteten
Ceremonien machte das Ganze einen wunderbaren Eindruck
auf sie. Bei dem Zuge waren der Kaiser und König zu
Pferde und der letßtere trug die etwas weite Krone mit viel
Anstand und Würde. Eleonore hatte keine Ahnung, daß in
der Menge, welche unter ihren Fenstern auf- und niederwogte,
ein junger Mann einherschritt, welcher später als Künstler
und Dichter die Bildung seiner Zeit beherrschte und dessen
Werke ihre Seele mit Entzücken und Bewunderung erfüllten.
Es folgten dann Feste aller Art und die Frauen versäumten
besonders niemals, die kleinen Abendgesellschaften bei dem
?) Frankfurt, 5. April 1764, Arneth, Maria Theresia und
Joseph Il. 1, 81.