Volltext: Fürstin Eleonore Liechtenstein

Mitte November tauchten leise die Gerüchte auf von dem 
Brande in Moskau, von dem Rüczuge der Franzosen, von 
der zunehmenden fürchterlichen Kälte; aber Eleonore war es 
nicht vergönnt, den Untergang des Dämons, welcher die Welt 
erzittern gemacht, zu erleben, denn das Ende ihrer Tage war 
näher, als sie ahnte. 
Schon im Herbst 1811, als sie von Hietzing wieder 
in die Stadt zog, fühlte sie sich leidend. „I< sehe nur 
wenig“ , schrieb sie ihrer Tochter, „denn in meinem Hause 
ist eine schre>liche Finsterniß. Meine Abende bringe ich 
allein zu, nur die Nani kommt öfter. Wie sehr fehlst Du 
mir; wenn ich Dich habe, brauche ih nichts; alles ist mir 
re<ht, Du allein bringst Ruhe und Glü> in meine Seele.“ 
Und einige Tage später: „Ich werde alle Jahre weniger er- 
träglich, weil ich immer mehr verfalle und ablebe; aber es 
ist eben nicht anders, ihr müßt Nachsicht mit mir haben). 
Zhr Palais in der Riemerstraße hatte zu wenig Sonne und 
Licht und sie liebte die klare Helle; „sie ist mein zweites 
Leben“, sagte sie, „und fo nothwendig für schwac<he Menschen, 
deren Leben abnimmt.“ Sie wurde schwerhörig, klagte über 
Mangel an Schlaf , aber sie erholte sich im Frühling , ging 
wieder nach Hießing, empfing Besuche und beklagte vor allem 
ihren Sohn Aloys, der im russischen Feldzuge wieder ver- 
wundet wurde. Sie kehrte in die Stadt zurück und besuchte 
no< am 12. November die Fürstin Kinsky, deren Sohn auf 
einem Ritte vom Pferde gestürzt und so unglücklich gefallen 
war, daß er nach einer Stunde starb. Von diesem Tage 
an fühlte sie sich unwohl. Zhr Arzt Staudenheim erkannte 
1) 1., 9. October 1811.
	        

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