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des Hauses Lothringen. Ihre Tochter aus der ersten Ehe
heiratete ihren Onkel, den Grafen Crenneville, und lebt noch
in Wien.
1803 am 10. Zuni erschoß sich Graf Franz Auersperg,
ein Bruder des Fürsten Wilhelm Anersperg. Er war Witwer
und, wie man sagte, in die schöne, junge Gräfin Bathiany
verliebt; andere erzählten, er sei von Jugend auf zur Melan-
<holie geneigt gewesen wie seine Mutter, eine geborne Gräfin
Seilern. In den letzten Tagen war er öfter zu seinem
Freunde, dem Fürsten Schwarzenberg gekommen und schien
ihm etwas eröffnen zu wollen, so daß ihn der Fürst er-
muthigte und ihm den Rath gab, mit einem Geistlichen zu
fprechen, aber er tödtete sich mit zwei Pistolenschüssen.
Inmitten der gesellschaftlichen Bewegungen lebte der
Hof still und einfach. Die rauschenden Vergnügungen aus
der Zeit Maria Theresia's, der lebendige Verkehr Zosephs 11.
mit dem Adel und Bürgerthume hatten längst aufgehört.
Es sc<ien die Zeit der Ferdinande und des Kaisers Leopold I.
wiedergekehrt, in welcher der Souverain nur selten in die
Oeffentlichkeit trat und sein Vergnügen in dem Glüe der
Familie gefunden hat. Es war schon viel, wenn sich der
Hof zu einer Ründreise in die kaiserlihen Schlösser und
Provinzen entschloß. Zn Wien und Laxenburg ging es zu-
weilen still wie in einem Kloster zu. Kaiser Franz war
streng gegen sich selbst wie gegen andere, ein Mann der
mäßigen Genüsse und ruhigen Thätigkeit, schüchtern, miß-
trauisch auf seine eigene Kraft, fragte gern um Rath und
faßte nur zögernd einen Entschluß. Alle, die ihn kannten,
wünschten ihm damals mehr Energie und Lebhaftigkeit des
Gemüthes. Die Kaiserin Therese war eine stille, freund-