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leichten Sinnes, allen neuen Eindrü>en zugänglich ; ih habe
nicht leicht einen so leichten und doch so entschiedenen Cha-
rakter kennen gelernt ; sie läßt mich zittern für ihre Zukunft.“
Der dritte Sohn Eleonorens, der junge Fürst Moritz, em-
pfand jedoch eine Neigung für seine Cousine, und die Fürstin
Leopoldine hatte den geheimen Wunsch gehegt, sie beide zu
verbinden. Als er im Frühjahre 1795 wieder zu Felde ging,
schrieb ihm seine Cousine, daß ein junger Mann um sie an-
gehalten habe , aber sie denke immer an ihn und er möge
nicht glauben , daß sie überwunden sei. Moritz Liechtenstein
blieb jedoch sehr vorsichtig, weil er wußte, daß seine Mutter
und seine Brüder gegen diese Verbindung eingenommen seien;
er schite sogar den Brief der Cousine an seine Mutter und
überließ ihr alles. Die Fürstin Eleonore, welche alle Heiraten
zwischen nahen Verwandten verurtheilte und auch dem Cha-
rakter ihrer Nichte mißtraute, antwortete ihm: er dürfe gar
nicht daran denken, er sei für diese Berbindung auch zu arm
und viel zu jung. 3nzwischen hatte sich schon ein anderer
Freier gemeldet. Die Fürstin Palffy, eine geborne Colloredo,
wünschte die „Lorel“ Kaunitz für ihren Sohn, einen braven
und reichen jungen Mann, und der Minister Colloredo sprach
darüber auch mit dem Vater und der Tante. Beide schienen
nicht abgeneigt, aber das Mädchen wies die Partie ab, weil
sie den jungen Palffy zu wenig kenne. Der wahre Grund
war jedoch, daß schon ein anderer Mann den Weg zu ihrem
Herzen gefunden hatte, nämlich der junge Graf Clemens
Metternich. Ex war vor Kurzem aus England zurückgekehrt,
22 Jahre alt, hatte ein hübsches Gesicht und ein höchst liebens-
würdiges eimmehmendes Wesen; als er.im Fasching die junge
Fürstin kennen lernte, hatten beide sogleih Feuer gefangen.