Volltext: Fürstin Eleonore Liechtenstein

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nach seiner eigenen Ansicht und zwar sehr taktvoll gehandelt: 
„Es wäre gewiß unschiflich gewesen, einen Mann zu besuchen, 
den er in seinen Staaten nicht dulden könne ; der Kaiser sei 
zu klug für einen Wortstreit mit dem Chef einer Secte, 
welche für die Gesellschaft wie für die Regierung zerstörerisch 
ist.“ Am österreichishen Hofe, zumeist in der frommen 
Frauenwelt, vergönnte man dem eitlen Voltaire diesen 
„Schlag“. 
Der Kaiser kam Freitag den 1. August zurü> und die 
Gräfin Kauniß sah ihn am nächsten Tage in Schönbrunn; 
er war von der Reise noch sehr ermüdet, angegriffen und 
abgemagert. Abends besuchte er sie in der Loge im Burg- 
theater, fuhr mit ihr na< Hause, war aber so müde und 
schläfrig , daß sie ihn bat, fortzugehen und sich Ruhe zu 
gönnen. Den dritten Tag fuhr er zur Fürstin Kinsky nach 
Weivdlingau, zu Palffy und Erdödy nach Hütteldorf und kam 
Abends mit der Fürstin Clary und mit Lascy abermals zur 
Gräfin Kaunitz. Da erzählte er denn in Frische und Heiter- 
keit von seiner Reise, vom französischen Hofe, namentlich vom 
Grafen Artois und dem Könige, und zwar ohne Rückhalt 
und freimüthig ohne Gleihen. Auch Eleonore kam Mitte 
August, um den Kaiser zu begrüßen, und als dieser nach 
Steiermark abreiste, um den Truppenübungen bei Leibnit 
beizuwohnen, nach Baden bei Wien, wo Fürst Karl die Bäder 
gebrauchte. Am 13. September erhielt sie einen kurzen Brief 
vom Kaiser, in welchem er sich sehr unzufrieden über die 
Manöver aussprach und hinzufügte: „Man bringt das Leben 
in immerwährenden Täuschungen zu ; immer diese militäri- 
schen Uebungen und niemals Krieg; während ich die An- 
nehmlichfeiten des Lebens opfere, werde ich vielleicht nie ein
	        

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