Volltext: Die Berichte der Expertencommissionen über die Ursachen und den Betrag des durch die Überschwemmungen im Jahr 1868 in den Cantonen Uri, St. Gallen, Graubünden, Tessin und Wallis angerichteten Schadens

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Weitaus am härtesten mitgenommen ist die in der Thaltiefe, hart 
am Rhein gelegene Gemeinde Montlingen. Der Gesammtschaden für 
diesen Ort allein macht Fr. 158,000. 
Sämmtliche Häuser, 121 an der Zahl, haben wir mehr oder weniger 
beschädigt gefunden. 3 2 gewaltias Strömung im untern Theil des 
Dorfes, im „Tänneli“, bestrich die Häuser bis auf 6' Höhe, führte da 
und dort einzelne Gebäudetheile, etwa einen Schopf oder einen Schwein- 
stall, fort ; ein ganzes Haus wurde aber im Dorfe nicht zerstört. 
ES ist dieser Umstand um so auffallender, als die Häuser im Tänneli 
in äußerst exponirter Lage jich befanden , f9 daß, wenn man sich heute 
die Wasserhöhe ansieht , man versucht ist, an ein Wunder zu glauben, 
wenn man dieje hölzernen, vielfach alten und morschen Häuser noch da- 
stehen sieht. Ginzig eine im Rhein stehende Mühle, die sog. „Schiff- 
mühle im Rhein“ ist dem aufgeregten Elemente zum Opfer gefallen. 
Das ganze Gebäude wurde fortgerissen und sit nun in einer Kiesbank 
schief eingeklemmt circa eine halbe Stunde unterhalb des Dorfes unweit 
dem österreichischen Ufer. Der ganze Bau, anscheinend noch zusammen- 
haltend, ist zerstört, ein Wra>, das nur noch den Werth des Materials 
an Holz zählt. 
Der obere Theil oder das eigentliche Dorf hatte durchweg eirca 
5' Hochwasser aber mit weniger starker Strömung ; aus diesem Grunde 
hat sich denn auch mehr Schlamm abgelagert und wir finden hier wie- 
derum das schon vielbesprochene e>elhafte' Schlammmeer. Zu vielen 
Häusern it der Zugang nur auf Brücken möglich. Und doch fanden 
wir alle diese Häujer, oder bei der größten Zahl richtiger gesagt „Hütten“ 
bewohnt , wenn auch viele derselben noch gar nicht , andere nur theil- 
weise vom Schlamme gereinigt. -- 31. Oktober -- 
Das ganze Dorf Montlingen sollte umgebaut nämlich auf die rück- 
wärts vom Dorfe liegende Anhöhe verlegt werden. Jede Rheingröße 
bringt hier Gefahr und Schaden, eine umfassende Sicherung durch Nhein- 
bauten scheint nicht möglich. Nur das Verlassen dieser Unglücksstätte 
bringt Rettung. 
Die Gesammtsumme de8 Schadens an Grund und Boden ist von 
ans auf circa Fr. 120,90“ gebracht worden, also bloß circa Fr. 7000 
höher als der Anschlag der vemeindsbehörden ; bezüglich der Gintheilung 
aber haben wir sehr erhebliche Abweichungen. Hauptsächlich in Mont- 
lingen sind die Anfäße um circa Fr. 10,000 erhöht, während in Ober- 
riedt eine kleine Ermäßigung eingetreten ist. 
Das Darf Krießern, etwa 40 Minuten unterhalb Montlingen und 
ganz in der Niederung, nächst dem Rheine liegend, hat von den Wasser- 
verheerungen weitaus nicht 19 viel gelitten wie Montlingen ; immerhin 
ist der Schaden bedeutend und um so größer als die Gemeinde im 
Ganzen arm ist. Die begüterten Einwohner sind hier bald gezählt.
	        

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