Volltext: Geschichte des Bistums Chur

& Von Bischof Tello bis Bischof Gerbrath. 
trat ihm Tello entgegen und bat ihn inständig, von seinem Vorhaben 
abzustehen. Sidonius verachtete diese Bitten, starb aber bald darauf.*) 
Im Jahre 765 wohnte Tello der Synode von Attigny bei. 
Da3 noch erhaltene Dekret ist von 27 Bischöfen und 17 Äbten un- 
terzeichnet, darunter auch von „Tello, Bischof der Stadt Chur.“*?) 
Die versammelten Prälaten bestimmten, daß, wenn einer derselben 
sterbe, jeder der Überlebenden für ihn eine gewisse Anzahl Psalmen 
und hl. Messen persolvieren lasse.*) 
Im folgenden oder zweitfolgenden Jahre verfaßte Tello jein 
berühmtes Testament, ein wertvolles Dokument, welches in gene- 
alogischer, topographischer und fulturhistorischer Beziehung viele Auf- 
schlüsse bietet, aber auch ein sprechendes Zeugnis der Frömmigkeit, 
der Demut und des gerechten Sinnes dieses großen Bischofs ist. In 
diesem lezten WillenSakte bestimmte Tello für das Stift Disentis 
das ganze übrig gebliebene väterliche Vermögen, welches in ausge- 
dehnten Besitzungen, vorherrschend im Bündner Oberland, bestand.*) 
Zur Schenkung veranlaßten ihn, wie er selbst jagt, folgende 
Gründe: 1. Genugtuung für seine und der Seinigen Sünden («pro 
peccatis meis multis abluendis vel parentum meorum.» -- 
«peccatis proximorum meorum»)*) 2. Dankbarkeit gegen Gott. 
(«mon mea ei tribuo, Sed Sua, ipso tribuente reddo»). 3. Der 
Wille seines verstorbenen Vaters («patris mei preecepta»). 4. Die 
Verordnungen der Kirche («quo1 qui res ecclesiXx possedit, Seu 
aliquid proprietatis habuerit, testantur canones, cum rebus 
ecdlesiae debet Sociari»). Bischof Tello starb nach Angabe des 
1) Gozbert, Continuatio vite S. Galli. Mon. Germ. Script, H, p- 25. 
Unter den Mönchen von St. Gallen befanden sich mehrere Blut3verwandte 
Tello3. 1. c. Ueber die verschiedenen Ansichten bezüglich des erwähnten 
Streites, siehe Dr. Ladewig und Dr. Wech, Reg. Kpisc. Const. I, n. 31. 
2?) Tello episcopus civitatis Coera diddo. 
3) Hefele, Konziliengesch. lll, S. 563. Eichhorn, p- 25. Auch Abt 
Baldebert von Pfäfers war auf der Synode anwesend. 
4) An Zählbarem finden wir im Testamente, abgesehen von den 
zahlreichen Gebäulichkeiten, an AFerland 1100 modiales (ein mod. wahr- 
scheinlich = "/* Zuchart), an Wiesland 600 Fuder, an Colonen zirka 50 Fa- 
milien. Zeder Colone hatte ein Bauerngut von 15-20 Jucharten. Die 
Zahl der Leute dürfte mit den Leibeigenen, Handwerkern 2c. zirka 500 be- 
tragen haben. Zuvalt l. c. S. 73. = Das Testament ist abgedruckt bei 
Eichhorn eod. prob. II. und Mohr 1, S. 10 ff. 
s) Vielleicht dachte er besonders an seinen Vorfahren den Präses 
Viktor, welcher die Schuld am Morde des hl. Plazidus, des Mitstifters 
von Disenti3, trug. 
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