Volltext: Geschichte des Bistums Chur

528 Von Bischof Siegfried v. Gelnhausen bi3 Heinrich Yl. v. Höwen. 
werden Vorschriften gegeben. Die Ceremonien der Belehnung des 
Ammann3 mit dem Blutbanne blieb auch in Zukunft. 
Die Bestimmungen von 1472 wurden fünf Jahre später durch 
einen Schiedsspruch noch verschärft. Damit nicht zufrieden, mischten 
sich die Gotte3hausleute auch in das Innere des Kloster3 ein und 
wollten sogar die Novizenaufnahme verbieten. Zwar wurde für 
dieSmal dieselbe noch gestattet, aber die Gericht3gemeinde behielt sich 
das Recht vor, in Zukunft die Aufnahme neuer Mitglieder zu unter- 
sagen. Die Untertanen des Klosters hatten sich also nicht nur zu 
Herren desselben gemacht, sondern sie nahmen auch eine allmähliche 
Aufhebung des Stiftes in Aussicht, wenigstens sollte eine solche von 
ihrem Belieben abhängen. Der Abt erschien ihnen nur als ihr Or- 
gan nach außen, wie er 3. B. auch das Münzrecht im Auftrage der 
Gemeinde und offenbar faktisch, wenn auch nicht nominell, zu Handen 
derselben erwerben sollte. 
Die von Ursern befolgten das Beispiel der Disentisex. Sie machten 
dem Abte da3 Patronat3- und Spolienrecht, das Recht der Bestätig- 
ung des Ammann8, der Erhebung von Gefällen usw. streitig. Die 
Jlanzer besteuerten die Besigzungen des Kloster5 und erhielten vom 
Gerichte des Bundes Recht. Auf den Abt wurde sogar ein Mord- 
anschlag gemacht, der jedoch nicht gelang. Der gedungene Verbrecher 
wurde hingerichtet. 
Abt Johann YI. Brugger (1497-1512) hielt strenge Kloster- 
zucht und suchte die Rechte des Klosters zu wahren. Er nahm her- 
vorragenden Anteil am Schwabenkriege, und ein Konventual von 
Disentis, Ulrich Willi, Pfarrer in Valendas, begleitete die Truppen 
de3 oberen Bunde3 als Feldprediger. Unter diesem Abte wurden 
die Reliquien der hl. Plazidus und SigiSbert wieder aufgefunden. 
Auf dem alten Sarkophage befanden sich Darstellungen aus dem 
Leben der beiden Heiligen. 
Der Bestand des Konvente38 in Disentis zu Anfang des 16. 
Jahrhunderts läßt sich nicht genau ermitteln, die Zahl der Kapitu- 
laren scheint 9, vielleicht auch mehr betragen zu haben. Ebenso 
fehlen uns Nachrichten inbezug auf die innere DiSziplin, allein ein- 
zelnen Aebten dieser Zeit wird Eifer für Erhaltung guter Ordnung 
nachgerühmt. 
Da3 Kloster hatte ansehnliche Besizungen an Acker- und Weide- 
land, Wälder, Alpen in Disentis, Medel3, Tavetsch, in den meisten 
Orten am Vorderrhein, besonder3 in Truns, Ilanz usw., auch in 
Chur und im Blegnotale. Es besaß das Zehntrecht in vielen
	        

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