Volltext: Geschichte des Bistums Chur

Allgemeine kir<liche Verhältnisse im 14. und 15. Jahrhundert. 523 
das auf Geheiß des Bischofs 1497 bei Radtolt in Augsburg gedruckt 
wurde. *) Bischof Heinrich gab ferner ein Exequiale (Rituale) her- 
aus. 
Interessant sind einige Gebräuche, welche das Direktorium 
Chori von 1490 beschreibt. 
Am Palmsonntag fand eine Prozession mit eigentümlichen 
Ceremonien statt. Die Domherren und der gesamte Klerus zogen 
mit Palmen in den Händen von der Kathedrale zur Kirche St. 
Martin, indem sie das Responsorium sangen „Collegerunt Pontifices“ 
2c. (Joh. X1. 47 ff.) Bei der Kapelle des hl. Laurentius hielt die Pro- 
zession, zwei Kanoniker sangen in der Kapelle bei verschlossener Türe 
den Ver38 „Unus autem“, worauf der Chor das Responsorium fort- 
sebte. In St. Martin wurde die Palmweihe vorgenommen. Darauf 
309g man wieder unter Gesängen zur Domkirche, zwei Ejel wurden 
an der Spike des Zuges mitgeführt. Auf dem Plate vor der Ka- 
thedrale wurde Station gehalten. Knaben sangen zuerst abwechselnd 
und dann gemeinsam das Responsorium „Gloria, laus, honor“ 2. 
Dann wurde das Prozessionskreuz und neben ihm die Fahnen auf 
ein von den Knaben ausgebreitetes Tuch gelegt. Klerus und Volk 
fnieten nieder, während der Hymnus „O crux ave, Spes unica“ 
2c. gesungen wurde. Nachdem Klerus und Volk sich erhoben hatten, 
kniete der Bischof, oder wenn er nicht zugegen war, der funktionie- 
vende Priester vor dem Kruzifixe nieder und beugte sich über Da3- 
selbe, währenddessen dreimal gesungen wurde: „Scriptum est enim 
percutiam pastorem“ 2x. Dann wurde die Antiphon angestimmt: 
„Pueri hebrgorum tollentes ramos“ . . . „Pueri hebreorum 
vestimenta prosternebant“ 2c., die Leuchterträger warfen ihr Chor- 
fleid und nachher der Kantor, die übrigen Kleriker und die Laien 
einen Teil der Palmen auf das Tuch. Unter Absingung des Re- 
sponsoriums „Ingrediente Domino“ zug man in den Dom. 
Am Charfreitag wurde nach Beendigung der Ceremonien 
am Altare eine Prozession zum hl. Grabe gehalten, unter Absingung 
des „Recessit pastor noster“. Mitgetragen wurde das Allerhei- 
ligste auf der Patena über dem Kelche und ein verhülltes Kruzifix. 
Das Allerheiligste legte man „an sicherem Orte“ und das verhüllte 
Kruzifix im hl. Grabe nieder. 
Am Osterfeste war nach der Matutin Prozession zum heil. 
Grabe. Dort vertraten zwei Kanoniker die Frauen, welche ant 
!) Exemplare in der bischöfl. und in der Bibliothek des Seminars 
St. Luzi.
	        

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