478 Von Bischof Siegfried v. Gelnhausen bis Heinrich VI. v. Höwen.
dessen Besitz. Die Verwaltung der Gerichtsbarkeit in den erworbenen
drei Gerichten übertrug der Bischof seinem Landvogte in Fürstenau. *)
In Verbindung mit letzterem stellte die Gemeinde Thusis ein neues
Dorfrecht auf und der Bischof bestätigte dasselbe am 6. Juni 1491.2)
Das Doxfrecht bestimmte untcr anderem: „Wellicher an U. L. Frauen
Bau ?) mit Ochsen geboten, soll zur Frühmeßzeit an die Arbeit stan
und bei 3 Schilling Penn verbleiben, bis die Sonne vergoldt hat.“ Wer
zu diesem Tagwerk geboten ist, aber nicht erscheint, hat 18 Pfennig
Buße zu bezahlen.
Das Spielen ist verboten vom Aschermittwoch bis 14 Tage
nach Ostern, sowie an allen Sonn- und Feiertagen. Fluchen beim
Namen Gottes oder der heiligen Jungfrau wird mit 1 Pfd. Pfenn.
bestraft. Von allen Bußen fällt ein Drittel der Kirche zu.
Mit Tschapina ergaben sich einige Anstände wegen der Ge-
vichtSbarfeit, welche am 6. Februar 1482 durch Han3 Gandrian,
Ammann zu Räzüns3, als Sciedz3richter entschieden wurde. Gestüßt
auf die Zeugenaussagen über Verhältnis und Gewohnheit unter der
früheren Herrschaft wurde bestimmt: Der Bischof oder sein Stellver-
treter soll sich von der Gemeinde drei Männer vorschlagen lassen
und sodann aus diesen den Ammann auswählen. Dieser übt die
niedere Gericht3barkeit aus. Die hohe Gericht3barkeit steht dem
Bischofe zu. Derselbe übt sie selbst oder durch seinen Stellvertreter
unter Beiziehung ves Ammann38 und anderer Rechtsprecher aus.
Leßtere ernennt der Bischof. Die Gefangenen dürfen zwar ins
nächste Schloß geführt, aber die Gerichte müssen in Tschapina selbst
gehalten werden. *)
Am 4. Juni 1483 kaufen „Bischof Ortlieb, Dompropst, Dom-
defan und gemein Kapitel des Stiftes zu Chur, sowie die Vögte,
Ammann, Richter, Podestat, Ges<worne und ganze Gemeinden, so
zu dem GotteShaus Chur gehören“, vom Grafen Joh. Peter von
Sax zu Misox die Herrschaften Belmont und Cästris mit den
Gerichten Ilanz, Lungnez, Flims und Vals für 4000 fl. *?) Nach
geschehenem Kauf ritt Bischof Ortlieb nach Jlanz und ließ sich von
den neuen Gotte8hausleuten huldigen. Noc<h im gleichen Jahre
?) Planta, Feudalzeit S, 377 u. 578.
?) Chur-Tirol. Archiv B. f. 222 a.
?) Die neue Pfarrkirche in Thusis, welche zu dieser Zeit gebaut
wurde.
I1T.CE-5 84 fi.
1.88.