Volltext: Geschichte des Bistums Chur

Das dritte und vierte Jahrhundert. 7 
folgende Stelle aus dem Breviarium Patriarchinum zu Mailand :1) 
„Der hl. Ambrosius?) regierte zur Zeit des Papstes Damasus und 
des Kaisers Theodosius 1. die Kirche zu Mailand in apostolischem 
Auftrage und stand auch den benachbarten Kirchen [Diözesen] in 
Ligurien, Venetien, Aemilien, beider Rätien und der fkottischen 
Alpen vor, welche in den vorhergegangenen trüben Zeiten ihrer Bi- 
jschöfe beraubt worden waren.“ Also gab e8 auch in den beiden 
Rätien Bistümer, und der hl. Ambrosius übte über dieselben seine 
Virtensorgfalt aus. Daß sie damals unbeseßt waren, macht die 
vergangene Zeit der arianischen Kämpfe und der julianischen Ver- 
folgungen sehr wohl begreiflich. Um das Jahr 395 schreibt der hl. 
Ambrosius an die Christengemeinde von Vercelli, „er bedaure e3, daß 
ihre Kirche noch keinen Bischof habe. Sie sei nun noch die einzige 
verwaiste in Ligurien, Aemilien, Venetien und den an Italien an- 
grenzenden Gegenden.“?) Auch die BiStümer Rätiens [Augs5burg 
und Chur] hatten somit wieder Oberhirten erhalten. Einen Hinweis 
für die Existenz des BiStums Chur zu dieser Zeit bilden ferner die 
Fragmente einer Italahandschrift, welche vor mehreren Jahren im 
bischöflichen Archiv zu Chur aufgefunden wurden. Dieselben stammen 
nach Dr. Ranke in Marburg aus dem Anfange des fünften Jahr- 
hundert3 und gehörten einer Abschrift des Codex YVercellensis, des 
ältesten lateinischen Evangeliencodex an.*“ 
Das Bistum Chur umfaßte in erster Zeit wohl die ganze 
Reetia prima, reichte also bis über Bregenz hinaus, bis in den 
Thurgau und wohl auch in die Urkfantone. Beinahe der ganze 
!) „Annali gaeri della citta di Como“ ad ann. 378. „Beatus Ambrogius 
temporibus Damasi Papy et Theodosii primi imperatoris eccleSiam Mediolanen- 
Sem rsgebat, apostolica gerens legatione, qui et vicinarum regionum Liguriz, 
Aemilie, Venetig Retiarumque et alpium Cottarum Christianis ecclegiis pryerat, 
quy per gSuperiorum temporum calamitates epiScopis destitutge fuerunt.“ 
2) + 397. 
8) Conficior dolore, quia ecclesia Domini, qu est in vobis, sacerdotem 
adhue non habet ac Sola nunc ex omnibus Ligurie atque Aemilie, Venetiarum- 
que vel ceteris finitimis partibus Italie hujusmodi eget officio. 8. Ambros. Epistol. 
1:63: 
*) Siehe Anz. f. sc<weiz. Gesch. 1872. No. 2. Die Fragmente befinden 
sich jeßt im rätischen Museum zu Chur. 
Z2 
[cs
	        

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