Volltext: Geschichte des Bistums Chur

Von Bischof Konrad 1. bis Berthold 11. 4 
leeren Händen, sondern brachte vornehme und delikate Speisen mit. 
Im Kloster herrschte Freude, wenn er kam, da er die Rechte des 
Klosters wahrte. Er trug ein schlichtes graues Gewand, mit Schaf- 
wolle gefüttert, und auf dem Kopfe ein Hütlein. Wenn er so durch 
die Dörfer ging, lachte man zuweilen über ihn; freundlich rief er 
dann den Spöttern zu: „Wartet nur, die nach mir kommen, werden 
anders gehen und handeln.“ Was er vorhergesagt, erfüllte sich im 
folgenden Jahrhunderte. 
Aus dem 13. Jahrhundert haben wir noch folgenden Vorfall 
zu erwähnen: 
Im Jahre 1274 überfielen Schwicker von Reichenberg bei 
Taufers und der leibliche Bruder des Abtes, Friedrich von Remüs, 
das Kloster und raubten, was sich darin an Wertsachen, Geld, Vieh 
und Gerätschaften, Wein und Lebensmitteln vorfand, während gleich- 
zeitig arges Gesindel die Klostergüter in Nauders und eine Alp aus- 
plünderte. Den Gottesräubern bekam jedoch ihr Frevel schlecht. 
Schwicker wurde bald darnach von seinem Pferde erschlagen, Friedrich 
aber in einer Fehde mit Egino von Matsch erwürgt. 
Kaum eine Zeit ist so reich an kirchlichen Schöpfungen wie das 
12. Jahrhundert. Zu den herrlichsten Früchten, welche die Kirche 
in dieser Zeit hervorbrachte, gehören der Prämonstratenser-, Io- 
hanniter- und Cisterzienserorden, Drillingsbrüder von gleich ruhm- 
reicher Geschichte, von welchen die zwei ersteren auch in unserer 
Dibzese festen Fuß faßten. Stifter des Prämonstratenserordens 
ist der hl. Norbert. Derselbe sammelte in dem einsamen und wilden 
Premontre (Pratum monstratum) Genossen um sich und gründete 
jv eine Verbindung von Chorherren nach der sogenannten Regel des 
hl. Augustin, die er jedoch in vielen Punkten verschärfte. Diese 
Regel wurde von den Päpsten Nikolaus Il. und Alexander Il. in den 
Jahren 1059 und 1063 nach den Forderungen, welche der heilige 
Augustin in seinen zwei Reden de moribus clericorum an die 
Priester stellt, den gemeinsam lebenden Chorherren vorgeschrieben. 
Die vom hl. Norbert verschärfte Regel verbot den Fleischgenuß 
gänzlich, gestattete nur an Samstagen und Sonntagen Wein zu ge- 
nießen und schrieb strenges Stillschweigen vor. Gebet, Handarbeit 
und Studium wechselten in der Tagesordnung der Prämonstratenser. 
Der Zwe des Ordens war vorzüglich ein praktischer, der hl. Nor- 
bert machte seinen Schülern insbesondere die Seelsorge und die 
Pflege der Armen und Reisenden zur Pflicht. 
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