Volltext: Geschichte des Bistums Chur

Von Bischof Hartbert bis Bischof Wido. pe 
Investiturstreit bezüglich der Bistümer und Abteien jo jehr in An- 
jpruch, daß sie nicht mit voller Energie auf Regelung der Besetzung 
der niedern Pfründen dringen konnte. In unserer Dibzese treffen 
wir wiederholt Schenkungen oder Tausch von Kirchen, besonders durch 
die Könige. Leßtere waren im Besiße einer Reihe von Kirchen. 
Das Urbar aus der Zeit Ludwig des Frommen zählt 33 königliche 
Kirchen auf. ?) Im Übrigen haben wir für unsere Diözese aus 
dem 10. und 11. Jahrhunderte feine Zeugnisse dafür, daß Kirchen 
oder Patronate derselben im Besize von weltlichen Herren gewesen 
jeien. Bischof und Domkapitel besassen im 10. Jahrhundert die 
Pfarrsäze zu Schams, Zizers, Trimmis, St. Martin in Chur, Rhä- 
züns und Obersaxen, im 11. Jahrhundert außer den genannten die- 
jenigen zu Porta, Remüs, Sargans, Bludenz und Tirol. 
Zahlreich waren die Klosterpfarreien, sv hatte Pfäfers die in 
Malans, St. Peter und Castiel im Schanfigg, Igis, Trimmis, 
Untervaz, Flims, Ruschein, Ruis, Schlans, Mels, Ragaz und Walen- 
jtatt. Ebenso besassen andere Klöster eine Reihe von Pfarrsäßen. 
Im 10. Jahrhunderte lebte in unserer Diözese der hl. Gerold. 
Über ihn schreibt P. Odilo Ringholz: 2) 
„Adam (Gerold) ein rätischer Edelmann, der im Walgau 
(Vorarlberg) seinen Hauptsiz hatte, war wegen eines MajzestätS5ver- 
brechens, das höchst wahrscheinlich in der Teilnahme an der Ver- 
j<wörung gegen Otto 1. im Jahre 941 bestand, an der sich Ottos 
eigener Bruder Heinrich und einige Fürsten beteiligten, vom Schöffen- 
gerichte zum Tode und Verlust seiner Güter verurteilt. Doch konnte 
er sich flüchten und lebte als Einsiedler unter dem Namen Gerold 
an einem schwer zugänglichen Orte, nicht weit von seinen Gütern 
entfernt. Seine beiden Söhne, Ulrich und Kuno, sollen der Legende 
nach Aufnahme im Stifte Einsiedeln gefunden haben. Sicher aber 
ist es, daß er durch den Einfluß des Abtes Eberhard bei der schwä- 
-) ES ist jedoch nicht berechtigt, wenn Ströbele (Jahrb. f. Schw. 
Gesch. Bd. 30 S. 38 ff) aus der Klageschrift des Bischofs Viktor vom Jahre 
928 den Schluß zieht, daß von den 239 Kirchen 197 königliche oder wenig- 
stens Eigenkirchen gewesen seien. Roderich hatte dem Bischofe vieles durch- 
aus widerrechtlich entzogen. Die Tatsache der Wegnahme bildet also 
feinen Beweis des Rechtes. Siehe oben S, 93 ff. 
*) Geschichte des fürstl. Benediktinerstiftes U. L. Frau zu Einsiedeln. 
Einsiedeln 1902. Bd. 1 S. 29. 
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