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Von Bischof Hartbert bis Bischof Wido.
Über das Kloster Pfäfers übte zuerst der Herzog Burchard
Gewalt aus und gab demselben auch 889 einen Abt. Im Jahre
905 schenkte König Ludwig die Abtei dem Bischofe Salomo von
Konstanz, der sie sodann 909 dem Stifte St. Gallen vergabte. Der
Abt von St. Gallen sandte nun Pröpste, welche an seiner Statt
dem Kloster vorstehen sollten, was zu längeren Anständen zwischen
beiden Klöstern Anlaß gab, bis sodann Otto 1. im Jahre 958 auf
Rat und Bitten der Bischöfe Hartbert von Chur und Ulrich von
Augs3burg dem Konvente freie Abtswahl und dem Stifte Selbst-
ständigkeit verlieh. Die Mönche wählten nun 962 wieder einen
eigenen Abt (Majorinus), aber nach dessen Tode ernannte Otto 11.
den Nachfolger.*) Zu Anfang des 11. Jahrhundert3 wurden aus
Einsiedeln Religiosen als Äbte berufen, welche die dortigen „Ge-
wohnheiten“ einführten. Diese Äbte sind Gebene, Hartmann und
Eberhard. Von dem ersteren und letteren ist sonst nichts bekannt.
Hartmann wurde 1026 Bischof von Chur.*)
König Konrad I1. bestätigte, wie bereits mehrere seiner Vor-
gänger die Rechte des Klosters Pfäsers und erklärte es als reich3-
ummittelbar. Abt Immo erbaute 1056 ein Frauenkloster (inclusorium
pro Sacris virginibus) und jekte demselben seinen späteren Nach-
folger Ulrich von Castels vor.*)
Im Jahre 998 bestätigte Papst Gregor V. dem Stifte Pfäfers
dessen Besitzungen und Rechte. Dabei wird auch erwähnt: »mona-
Sterium b. Valentiniani prope Castra Martiola, cui PLraeSI-
detis.«*) Gemeint ist das Kloster St. Luzi in Chur, das hier
nicht mit dem Namen seines Patrons, jondern mit dem jeines
Stifters genannt wird. Darnach war aljo am Ende des 10. Jahr-
hundert3 St. Luzi eine Filiale der Abtei Pfäfers. Es ist begreiflich,
daß das frühere Priesterhaus in ein Kloster umgewandelt wurde.
Die Kanoniker hatten wahrscheinlich schon längere Zeit St. Luzi
verlassen und ihre Wohnung bei der Domkirche genommen. Nun
konnten die Bischöfe Hartbert oder Hiltebald, welche in vielfachen
Beziehungen zu Pfäfers und St. Gallen standen, leicht auf den
Gedanken kommen, Mönche von Pfäfers in das leerstehende St. Luzi
zu berufen. Hartbert gehörte ja selbst dem Benediktinerorden an.
Pfäfers besaß übrigens auch die Kirche St. Salvator in Chur.
1!) Eichhorn p. 272 ff.
2) P. Odilo Ringholz, l. c. S. 60.
8) Eichhorn, p-. 266.
+) Wegelin, Reg. der Abtei Pfäfer3. N. 22. Mohr 1, S. 105. Die
Urkunde ist nur noch in Kopien vorhanden.