Die im oberen Rheinthal, im Gebiete des Rhätikon zwischen
Vorarlberg und der Schweiz gelegenen Landschaften Vaduz und
Schellenberg, welche ehemals als freie Reichsherrschaften zum
schwäbischen Kreise gehörten und gegenwärtig das Gebiet des
JFürstenthums Liechtenstein bilden, haben im Laufe der Zeiten
ihre Herren wiederholt gewechselt. Nach dem Erlöschen des alten
einheimischen Grafengef-hlechtes der Werdenberger kamen sie 1416
unter die Grafen von Brandis, 1510 an die Grafen von Sulz
und 1613 unter die Grafen von Hohenems.
In der Geschichte der Landschaften bildet die Zeitperiode,
während welcher sie unter der Regierung des letzteren Geschlechtes
standen, ein wenig erfreuliches Kapitel. Durch kriegerische Er-
eignisse hart in Mitleidenschaft gezogen, mußten die Landschaften
zur Hohenemserzeit jahrzehntelang militärische Einquartierungen,
Truppendurchzüge, feindliche Ueberfälle, Brandschaßungen und
Contributionen über sich erzehen lassen ; den Schrecken des Krieges
gesellten sich Mißernten und Elementarunfälle, Theuerung, Hungers-
noth und verschiedene epidemische Krankheiten, inbesondere die
fürchterliche Best bei und machten das Gebiet, welches nach und
nach verödete, zu einer Stätte der Armuth und des Elendes ; auch
von der Geißel der Hexenprozesse, die nach dem 30jährigen Kriege
fast überall in Shwang kamen, blieben die Landschaften nicht
verschont. Zu allem Ungemach und größtentheils als Folge des-
selben kam noch ein höchst unerquickliches Verhältnis zwischen den
regierenden Grafen und ihren Unterthanen.
Nach Uebernahme der Landschaften war der regierende Graf
Caspar von Hohenems im Jahre 1614 für sich und seine Nach-
folger urkundlich die Verpflichtung eingegangen, alle Reichs- und
Kreislasten welcher Gattung immer zu tragen, wogegen die
Unterthanen ihren Herren als Beitrag hiefür den sogenannten
„Schniß“ im Ausmaße jährlicher 1275 Gulden zu leisten
versprachen, die wie Steuern von den Landschaften umgelegt
wurden. Eben dieses Uebereinkommen barg die Quelle aller
Schwierigkeiten in sich, welche im Laufe verhängnißvoller Zeiten