Joseph Bergmann. Beiträge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs
Freiheit gesetzt werden. Auffallend ist daher die Vorstellung eidgenössischer Abgeordneter an den König
und den Herzog Ludwig Sforza, laut der sie, bevor der Friede besiegelt werden könne, nebst andern
Forderungen die Entrichtung der Brandschatzung des Walgaues im Jänner 1500 verlangten, die dem-
nach’ zu dieser Zeit noch nicht abgetragen war (Zellweger, IL 282). Auch später verschob K. Maximilian
deren Bezahlung und behauptete auf dem schwäbischen Bundestage zu Augsburg, Galeazzo habe diese
Brandschatzungs-Summe ohne seine Zustimmung unter die Friedensbedingungen aufgenommen. Da die
Eidgenossen darauf bestehen, so wolle er zur Vermeidung eines neuen Krieges sie entrichten, wenn sie
sich mit ihm auf ewig verbünden. Die allgemeine Bestätigung des Friedens mag erst im December
1500 erfolgt sein, nachdem endlich die Brandschatzung bezahlt worden war.
Nach dem Abschlusse des Basler Friedens schickte der vertriebene Herzog seinem Rathe Galeazzo
Viseonti, der sich meist in Feldkirch und Chur aufhielt, aus Trient Geld Eidgenossen anzuwerben.
8000 Mann , meist aus den östlichen Kantonen (da die aus den westlichen französischem Golde zuliefen),
besonders viele Appenzeller, folgten gegen der Obrigkeit strenges Verbot der Fahne, manche zu drei-
und vierfachem Solde. Mit diesen und von anderm von K. Max. gegebenen Kriegsvolke verstärkt, nahm
der Herzog Ludovico Sforza zu Ende Jänner 1500 Como ein und sein Bruder. der Cardinal Ascanio, hielt
seinen Einzug in Mailand.
Feldkirch hatte ein bürgerliches Zeughaus um 1436. — Die Stadt war wohl befestigt mit Eck-
thürmen, Zinnenmauern und Gräben (Hirschengraben), welche beide letztern zwischen den Jahren 1826 —
1828, jene eingestürzt ünd diese ausgefüllt und planirt wurden. Unter obrigkeitlicher Aufsicht wurden
Helme, Panzer, Schwerter, Lanzen, Bogen, Pfeile, Bolzen ete. daselbst verfertigt. — Dr. Staffler*) erwähnt,
dass der nachher so berühmte Bildgiesser erst um 1519 Stückgiesser Gregor Löffler in Feldkirch gewesen
sei. — K. Maximilian IL liebte Feldkirch und hielt sich öfters auf seinem Wege in die Vorlande oder zurück
daselbst auf. So befahl er 1499 den dortigen Büchsenschützen eine Gabe von zwölf Gulden rheinisch
zu reichen. Nach Prugger’s Feldkircher Chronik zogen im Jahre 1504 die von Feldkirch mit 60 Mann vor
Kufstein, welches sie am St. Lucastag eroberten. Als der Kaiser 1510 von Innsbruck seine Vor-
lande zu besuchen gedachte, fragten ihn seine Hofherren, ob er über den Förn oder über den Arlberg und
Feldkirch reisen wolle? Er antwortete: Er habe zu Feldkirch sehon sehr grosse Ehren empfangen, und
die Bürger daselbst haben Ihm mit dem besten Trunk also aufgewartet, dass Er vermeine , wenn Unser
lieber Herr dahin komme, er müsste ein Räuschlein trinken etc. — mit welchem Scherze er Feldkirch
loben wollte. Am Abend vor Mariä Geburt ritt der Kaiser mit einem Bischofe, des Königs Ferdinand von Ar-
ragonien Botschafter, ein und wurde in gebührender Reverenz empfangen. Am folgenden hohen Festtage
(8. September) Morgens um acht Uhr begab sich Se. Majestät mit dem spanischen Bischof aus des Grafen
Ballwierss ?) Haus in St. Nieolai-Pfarrkirche. wo der Legat mit Begleitung der kaiserlichen Musikanten
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1) In dessen: Tirol und Vorarlberg. Innsbruck 1841, Th. II, Bd, I, 543.
*\ Soll dies ein eigener Name oder eines Grafen Barbier’s Haus gewesen sein? Es gab seit 1390 keinen Grafen von Montfort-Feldkirch mehr.
Doch hier ein Curiosum! Im Jahre 1845 fand ich auf einer alten Tafel an der nördlichen Mauer im Innern der Pfarrkirche die Worte:
»ienieden ligend begraben Pirich Putfch
der gewefenn ift dreyer Komifhen Kayfer nem
lich $ridrichhs des dritten Marimilian vnd
Earole (sie) dez fünften Eammerdienner vnd geftor
ben an dem 28, tag des Augft mon. Im Jar nach
Chrifti geburt gezalt 1521. Defgleichen Heinrich
Dutfd fein bruder der dazumal feines abfterbens
was hie zu Yeldkirchen ZHubmaifter, Dennen
und allen glaubigen Seelen der Almechtig got
;u Ewiger feligfeit Gennedig fen. Amen,
Darüber deren Wappen. — Warum dieser dreikaiserliche, goldscherende Leibbarbier in der Pfarrkirche seine Denktafel erhalten habe, war
mir auffallend. bis mir eine Aufzeichnung beim Magistrate den Schlüssel bot; Dieser Virich Putsch, der kv. Mt. Ballwierer leihet der Statt